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Symbolisch unterstützt eine Anwohnerin als Zebra verkleidet die Flashmob-Aktion von Catherina Pieroth-Manelli (Zweite von links) und dem Forum Schöneberg.

© Julia Sergon

Hauptstraße in Schöneberg: Zebrastreifen-Flashmob für mehr Fußgängersicherheit

Die Überquerung der Hauptstraße in Schöneberg ist für Fußgänger ein Risiko. Die Umsetzung der beschlossenen Ampelanlage lässt auf sich warten.

Erst in der vergangenen Woche wurde wieder ein Kind angefahren. Solche Unfälle sind auf der Hauptstraße zwischen Kleistpark und Helmstraße keine Seltenheit. Eine fehlende Ampelanlage, nicht vorhandene Fußgängerüberwege und ein Geländer auf dem Grünstreifen in der Mitte machen das Überqueren für Fußgänger auf dem gesamten Straßenabschnitt lebensgefährlich.

Fußgängerampel schon vor Monaten beschlossen

"Wir haben schon im Januar 2016 einen Antrag für eine Fußgängerampel in die Bezirksverordnetenversammlung eingebracht, die im Juli auch beschlossen wurde. Seitdem ist in Hinblick auf die Umsetzung nichts passiert", erzählt Catherina Pieroth-Manelli, die Landtagsabgeordnete für Schöneberg-Süd im Berliner Abgeordnetenhaus. Mit ihren Kollegen des Forum Schöneberg organisierte sie am Samstag Nachmittag deshalb einen Zebrastreifen-Flashmob auf der betroffenen Straße. "Wenn die Verkehrslenkung Berlin (VLB), die für den Aufbau der Lichtanlage zuständig ist, nicht in die Pötte kommt, müssen die Bürger Druck machen", sagt die Grünen-Politikerin, die neben der Ampelanlage zwei Fußgängerüberwege, verteilt über den gesamten Straßenabschnitt, fordert.

Unter der Bedingung, dass die Zebrastreifen nachts gut ausgeleuchtet sind, sei die Installation auch an Hauptstraßen zulässig, erklärt sie auf Nachfrage nach den rechtlichen Bedingungen.

Den Wetterbedingungen getrotzt

Trotz den widrigen Wetterbedingungen durch den Sturm, hat sich eine Gruppe aus Anwohnern und Mitgliedern des Forums an der Hauptstraße, auf Höhe der Helmstraße versammelt, um für ein paar Minuten einen symbolischen Zebrastreifen, vorbereitet auf einer Folie, über die Straße zu legen. Während die Polizei für einen Moment den Verkehr an dieser Stelle lahm legt, laufen und fahren die Teilnehmer über die weißen Streifen und demonstrieren so eine Lösung für mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer.

Mit dabei ist auch Martin Neumann, der Vater eines im September verunglückten Jungen, der mit seiner Familie in der Helmstraße wohnt. "Ich habe den Schock noch gar nicht richtig verarbeitet. Ich wollte mit meinen beiden Kindern nach der Arbeit noch Halloumi essen gehen, als mein Sohn plötzlich verletzt auf der Straße lag - angefahren von einem Motorroller", erzählt er. Seit dem Vorfall hat auch er schon mehrfach versucht die VLB zu kontaktieren, aber bisher ohne Erfolg. "Letztes Jahr im Sommer wurde die Verkehrsampel hier im Viertel groß angekündigt, aber passiert ist ein dreiviertel Jahr später immer noch nichts. Die Bürger werden auch nicht mehr über den aktuellen Stand der Bearbeitung informiert. Alles was wir merken ist, dass der Aufbau immer noch nicht begonnen hat", sagt der verärgerte Vater.

Situation für Gewerbetreibende problematisch

Vor allem Kinder und ältere Anwohner haben es unter den gegebenen Bedingungen schwer die Straßenseite zu wechseln. "Bis vor ein paar Jahren musste ich mit meinen Kindern auf dem Weg zur Musikschule immer über die Hauptstraße. Das ging kaum, ohne uns in Gefahr zu bringen. Wir kennen auch den Jungen, der hier vor einem halben Jahr angefahren wurde", erzählt Silke Schwella, Anwohnerin der Roten Insel um die Ecke. Problematisch ist die Situation auch für die ortsansässigen Geschäfte und Restaurants, die zum Teil nur umständlich zu erreichen sind. "Das hat mir auch eine Angestellte aus der Apotheke bestätigt", erzählt Martin Neumann. "Immer wieder hilft sie Menschen über die Straße, bei denen sie merkt, dass sie sich allein eine Überquerung nicht zutrauen."

Auffällige Kurzaktion

"Der heutige Flashmob war eine Idee unserer jungen Mitglieder im Forum Schöneberg. Eine Kurzaktion mit möglichst großer Wirkung, dass war das Ziel", sagt Pieroth-Manelli. Aufmerksamkeit hat das Projekt auch bei Arne Lietz, dem SPD-Abgeordneten des Europäischen Parlaments erweckt, der zufällig vorbei kommt, als der Zebrastreifen ausgerollt wird. "Ich unterstütze die Aktion vollkommen. Die Straße gehört allen und dafür sollten sich die Bürger auch stark machen. Leider gehören wir nicht zu den Ländern mit der Kultur des Anhaltens, in denen die Autofahrer selbstständig Rücksicht auf Passanten nehmen. Auf solchen breiten Straßen müssen deshalb Möglichkeiten der sicheren Überquerung geschaffen werden", erklärt er, nachdem er sich über die Absicht der Aktion informiert hat.

Hinweis der Redaktion: In dem Artikel wurde eine Richtigstellung vorgenommen. Der Sohn von Martin Neumann erlitt bereits im September 2016 den Zusammenstoß mit dem Motorroller an der Hauptstraße, nicht wie vorher berichtet, in der vorangegangenen Woche. An dieser Stelle ereignete sich jedoch vor zwei Wochen erneut ein Unfall, bei dem ein Kind betroffen war.

Julia Sergon

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