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Berlin: Hausärzte bald am Ende ihrer Geduld Streit mit Krankenkassen

um Honorare eskaliert.

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Berlin/Potsdam - Die niedergelassenen Ärzte in Berlin und Brandenburg bereiten sich auf Proteste vor. Noch steht nicht fest, ob auch in der Region die Praxen geschlossen bleiben sollen. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV), der alle niedergelassenen Mediziner angehören müssen, die gesetzlich Versicherte versorgen, teilte am Donnerstag mit: Die Proteste belasten derzeit nicht die Patienten, sondern sind „ausschließlich gegen die Krankenkassen gerichtet“. Sollte es aber an diesem Wochenende nicht zu einer Einigung mit den Krankenkassen kommen, seien Praxisschließungen denkbar. Viele Berliner Mediziner seien dazu bereit.

Auch bei den Ärzten in Brandenburg sitzt der Frust über das Angebot der gesetzlichen Kassen tief. Flächendeckende Praxenschließungen quer durch alle Fachrichtungen sind zwar vorerst nicht zu erwarten. Weil in der bundesweiten Urabstimmung 75 Prozent der niedergelassenen Ärzte aber für Warnstreiks gestimmt hätten, werde dies die Verhandlungsposition der Kassenärzte stärken, erklärten Vertreter der Branche.

„Wir wollen nicht die Patienten instrumentalisieren, sondern die Kassen zwingen, ihre arrogante Haltung aufzugeben“, sagte der Sprecher der Brandenburger KV. Denkbar wäre auch, dass Ärzte einfach keine der üblichen Anfragen der Kassen beantworten. „Vor allem Hausärzte werden mit solchen Anfragen oft zugeschüttet. Die Kassen wollen etwa ständig wissen, warum dieser oder jener Patient dieses oder ein anderes Medikament bekommen hat, oder warum eine Behandlung noch immer nicht abgeschlossen ist“, sagte der KV-Sprecher.

Getragen werden die Proteste von Fachärzten, die allerdings oft mehr verdienen als Hausärzte – gerade in Brandenburg. Sollte sich die Situation nicht deutlich entspannen, würden sich aber auch Letztere an Aktionen beteiligen, sagte Ulrich Schwantes, Chef des Hausärzteverbandes Brandenburg. So lange seien die Allgemeinmediziner bemüht, „alles, was dringlich und notwendig ist, abzuarbeiten“. Vor dem Hintergrund der unerwarteten Rekordüberschüsse der Kassen und den steigenden Kosten sei das Angebot von 0,9 Prozent mehr Geld „eine Frechheit“, hieß es nicht nur von KV-Vertretern, sondern auch von Sprechern der Fachverbände in der Region. Selbst äußern wollen sich viele der niedergelassenen Ärzte nicht. Zuständig dafür sei die KV, hieß es immer wieder.

Eine Internistin aus Teltow, südlich von Berlin, die anonym bleiben will, sagte am Donnerstag allerdings: „Ich beteilige mich nicht. Ich denke, Ärzte, Lehrer und Pfarrer gehören aus moralischen Gründen nicht auf die Straße. In Deutschland verarmt kein Arzt.“ Niedergelassene Mediziner sind meist selbstständige Unternehmer. Sie können ihre Praxis schließen, wann sie möchten. Weil ihnen vom Staat quasi ein Monopol auf die ambulante Versorgung zugestanden wird, sind sie aber in der Pflicht, diese aufrechtzuerhalten.Hannes Heine/Matthias Matern

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