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Bethanien

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Hausbesetzung: Künstlerhaus droht mit Auszug aus Bethanien

Steht das Bethanien vor dem Aus? Dem Künstlerhaus passt es gar nicht, dass sich im Südflügel Besetzer breit gemacht haben, die keine Miete zahlen. Die Leitung steht bereits mit neuen Vermietern in Verhandlungen - dem Bezirk Kreuzberg würden knapp 90.000 Euro Miete verloren gehen.

Das renommierte „Künstlerhaus Bethanien“ will seinen Stammsitz am Mariannenplatz verlassen. Der Leiter des Hauses, Christian Tannert, verhandelt bereits mit den Eigentümern von zwei Häusern in ähnlich guter Lage über die Mietkonditionen. Damit würden dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Einnahmen in Höhe von knapp 87 000 Euro verloren gehen. Außerdem müsste er Betriebskosten von rund 98 000 Euro bezahlen.

Tannert begründet den Umzug mit der Besetzung des Südflügels des Gebäudes: Im Juni 2005 waren rund 100 ehemalige Bewohner des Hauses Yorckstraße 59 a zunächst in das Rathaus Kreuzberg und dann in das Bethanien eingedrungen. Vorangegangen war ein Streit um eine Mieterhöhung, die der Hausbesitzer der Yorckstraße den ehemaligen Besetzern angekündigt hatte.

Im Bethanien hat die Gruppe nun ihr Ziel erreicht: Sie nutzt das Gebäude mietfrei. Die Bezirksverordnetenversammlung hatte die rechtliche Grundlage dafür mit Stimmen der Grünen, der Linken und der SPD geschaffen.

„Es ist ein Unding, die Besetzer im Bethanien zu lassen“, sagt Kurt Wansner, der für die CDU im Berliner Abgeordnetenhaus sitzt. Seine Fraktion hat den Rechnungshof aufgefordert, sich mit dem Fall zu befassen. Die genaue Höhe des Schadens sei schwer zu beziffern, weil zuvor kein Mieter im nun besetzten Südflügel war und Mieten Verhandlungssache sind. Dass man aber die Räume den Besetzern kostenlos überlasse und ihnen auch noch die Betriebskosten bezahle, sei „eine Tragödie für das Haus“.

Der Chef des Künstlerhauses sagt: „Das Bethanien ist zu einer Besetzerhochburg geworden, und das zerstört den guten Ruf unseres Kulturinstituts.“ Jährlich besuchen 30 000 bis 60 000 Menschen die Ausstellungen und Veranstaltungen in dem früheren Krankenhausgebäude am Mariannenplatz. Mehr als 850 Künstler aus aller Welt haben in den vergangenen 30 Jahren die 20 Ateliers im Künstlerhaus Bethanien genutzt. Die Akademie der Künste Berlin und der Deutsche Akademische Austauschdienst zählen zu den Gesellschaftern. Gegenwärtig sind Künstler etwa aus Australien, Singapur, Kanada, Holland, Norwegen im Bethanien zu Gast.

Zu einem jähen Ende des Projektes am Kreuzberger Mariannenplatz könnte es deshalb kommen, weil offenbar keine Einigung über die Art der Gebäudenutzung zu erzielen ist. Die Besetzer haben sich an einem runden Tisch in Anwesenheit von Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) offenbar damit durchgesetzt, dass das Gebäude nach außen „unter einer Flagge“ präsentiert werden soll, als „soziokulturelles Zentrum“.

Für das Künstlerhaus verträgt sich jedoch eine solche Nutzung nicht mit der bisher erfolgreich umgesetzten „Begabtenförderung“ junger Künstler. Deshalb beteiligt es sich auch nicht mehr an dem runden Tisch und rechnet damit, dass die Verwaltung des Hauses in Form einer Genossenschaft auf die Besetzer übergeht. „Dann würden wir zu Mietern der Besetzer, das wäre absurd“, sagt Tannert.

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