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Berlin: Haushalts-Opfer: Senat schließt Schädlingsberatung Experten bedauern Aus für umweltfreundliche Aufklärung

Von Kai Schlieter Wenn Schaben, Wanzen oder Kleiderläuse unerwartet zu Besuch kommen, dann zücken viele Geplagte die Chemiekeule, oft ohne zu wissen welche Folgen das für die Gesundheit haben kann. Bedenkenträger konnten zumindest bis zum 30.

Von Kai Schlieter

Wenn Schaben, Wanzen oder Kleiderläuse unerwartet zu Besuch kommen, dann zücken viele Geplagte die Chemiekeule, oft ohne zu wissen welche Folgen das für die Gesundheit haben kann. Bedenkenträger konnten zumindest bis zum 30. Juni Rücksprache mit Karolina Bauer-Dubau halten. Die Leiterin der Berliner Stelle für Schädlingsbekämpfung war Ansprechpartnerin für Bürger, Schulen, Gesundheitsämter, Schädlingsbekämpfer, Wohnungsbaugesellschaften. Der „Publikumsverkehr“ bei der Beratungsstelle sei „enorm gewesen“, sagt der Schädlingsbekämpfer Reinhard Gajek.

Seit diesem Monat muss Berlin ohne diese unabhängige Stelle auskommen. Der Senat strich ihr wegen der knappen Haushaltslage die Gelder. Dabei haben Bauer-Dubau und ihre Mitarbeiter selber bei Einsparungen geholfen. „30 000 Mark im Jahr haben wir für überflüssige Pestizide einsparen können – pro Schule“, so Stefan Scheurer, pensionierter Zoologe und Vorgänger von Bauer-Dubau. Und knapp 130 000 Euro jährlich hat die Beratungsstelle gekostet. Verstärkt wurden mechanische Methoden wie doppelseitige Klebebänder eingesetzt. Und man sei auch häufig zum Ort des Schädlingsbefalls gegangen, so Scheurer. Lavendelblüten oder Zedernholz – und Kleidermotten verdrücken sich wieder. Die Schädlingsberater gaben auch Architekten gute Tipps. So sei durch sachgerechtes Bauen das Einnisten vieler Tiere bereits im Vorfeld verhindert worden. Der Chef-Schädlingsbekämpfer der Berliner Wasserwerke, Daniel Krämer, meint daher auch, dies sei „die wichtigste Stelle die wir hatten“. Für seinen Kollegen Gajek ist der Wegfall „eine mittlere Katastrophe“. Zumal bei exotischen Schädlingen die Gesundheitsämter schlicht überfordert gewesen seien.

Möglich wurde die Kürzung, weil plötzlich die Zuständigkeit für die Finanzierung nicht mehr klar erschien. Die Stelle könnte von den Bezirken finanziert werden und gehöre „nicht zu den Dingen, die unabdingbar vom Land geleistet werden müssen“, sagt die Sprecherin der Gesundheitsverwaltung, Roswitha Steinbrenner. „Kein Land erbringt solche Leistungen“, sagt Steinbrenner.

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