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Berlin: Heftige Kritik an Buschkowsky

Der Bürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD), hat nach heftiger Kritik sein Interview in der rechtsgerichteten Wochenzeitung "Junge Freiheit" bedauert. Ihm sei nicht klar gewesen, wer die Zeitungsmacher sind.

Berlin (11.03.2005, 23:17 Uhr) - Dies sagte Buschkowsky am Freitag in der Sendung «rbb-aktuell». Im Nachhinein fühle er sich instrumentalisiert. «Ich bin reingefallen, ich würde das Interview nicht noch einmal geben», sagte er.

Buschkowsky hatte in dem Interview mit der Vision der multikulturellen Gesellschaft abgerechnet. Eine «Mafia der Gutmenschen» sei für die gescheiterte Integrationspolitik verantwortlich, sagte er dem Blatt (Freitag). «Es war der Hochmut der moralisch Selbstgerechten.» Auf diese Stelle angesprochen, sagte Buschkowsky dem RBB, er habe nur einen türkischen Schriftsteller zitiert, um deutlich zu machen, wie Betroffene empfänden.

Die PDS kritisierte Buschkowsky wegen des Interviews mit dem rechtskonservativen Blatt scharf und stellte die Frage nach der politischen Tragbarkeit des Politikers. Kürzlich hatte ein Interview des Schriftstellers Rolf Hochhuth in der «Jungen Freiheit» heftige Kritik ausgelöst. Hochhuth hatte den Holocaust-Leugner David Irving als «seriösen Historiker» verteidigt, sich später aber entschuldigt.

Buschkowsky warf der Gesellschaft in dem Blatt eine Doppelmoral vor, weil viele Meschen weit mehr empört seien, «wenn Ausländer rechtsextremistischer Gewalt zum Opfer fallen, als wenn türkische Frauen aus Gründen der Familienehre erschossen» würden. Vermutlich hänge das mit der deutschen Fixierung auf den Nationalsozialismus zusammen. Diese dürfe aber nicht davon ablenken, «was heute in unserem Land geschieht.»

Die PDS-Abgeordnete Evrim Baba aus Neukölln reagierte empört. «Es ist ein Skandal, diesem Blatt ein Interview zu geben. Damit leistet Buschkowsky rechten Ideologien Vorschub. Er beschwört Überfremdungsängste und führt eine Hetzkampagne.» Es stelle sich die Frage, ob Buschkowsky als Bezirksbürgermeister noch tragbar sei.

Neukölln mit seinen 300 000 Einwohnern hat einen der höchsten Ausländer-Anteile in Berlin. Der Bezirk mit hoher Arbeitslosigkeit gilt als sozialer und ethnischer Brennpunkt. (tso) ()

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