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Berlin: Heimweh nach dem Kurfürstendamm

Die Techno-Demo für die Love Parade hat gezeigt: In der City-West feiert es sich besser als im Tiergarten

Am Tag danach gibt es nur noch Fans. Die Skeptiker, die an der Techno-Demo für die Love Parade gezweifelt haben, sind verstummt – der Zug unter dem Schlachtruf „Fight the Power“ war ein Erfolg. „Tolle Stimmung, super Inszenierung“, lobt Fabian Lenz, Geschäftsführer der Love Parade GmbH, das Organisationsteam vom Szene-Magazin „Partysan“.

Auf sieben deutlich kleineren Lastern als bei der Love Parade zogen am Sonnabend nach Polizeiangaben rund 10000 Teilnehmer über den Kurfürstendamm und die Tauentzienstraße. Die Polizei berichtete von nur zwei Festnahmen wegen Rauschgiftbesitzes und war ansonsten vollauf zufrieden mit dem Verlauf des Abends. Auch die Veranstalter sind glücklich. Aber: „Unser Job ist getan“, sagt ihr Sprecher Boris Eichler, „wir werden das nicht noch einmal machen.“

Doch auch wenn der Sonnabend eine einmalige Angelegenheit war – Spuren hinterlässt er schon jetzt. Der Umzug über den Kurfürstendamm weckte nicht nur nostalgische Gefühle bei allen, die Anfang der Neunziger bei der Love Parade dabei waren, sondern auch neue Überlegungen, die Love Parade – sollte sie im kommenden Jahr stattfinden – wieder zu verlegen. „Die Tiergarten-Strecke ist für mich kein Muss“, sagt Love-Parade-Chef Fabian Lenz dem Tagesspiegel, „es ist nicht spannend, drei oder vier Stunden an grünen Bäumen vorbeizulaufen.“ Die Kulisse der Einkaufsmeile in der City-West mache viel mehr her: „Das hat Atmosphäre, allein durch die Leute, die aus den Fenstern zuschauen oder an der Straße stehen.“ Auch die Akustik sei in einer mit Häusern flankierten Strecke viel besser. Logistisch sei eine Verlegung der Love Parade durchaus vorstellbar, denn die Zeiten, als eine Million Raver teilnahmen und damit ein Sicherheitsproblem für die engen Straßenschluchten in der Innenstadt darstellten, seien vorbei. „Ich bin aber nicht auf den Kurfürstendamm festgelegt“, sagt Lenz weiter, „es kann auch eine andere Straße sein.“

Bleibt nur noch die Frage nach den Kosten der Love Parade. In diesem Jahr hatte Lenz die Parade abgesagt, weil ihm 500000 Euro im Etat fehlten. Die gestiegenen Kosten kommen unter anderem dadurch zustande, dass die Stadt sich nicht mehr an den Kosten für die Müllbeseitigung beteiligen will. Eine Konstruktion wie am Sonnabend, statt der Love Parade eine Demonstration unter Auflagen für die Erhaltung derselben zu veranstalten, ist für Lenz allerdings kein Konzept: „Wenn wir von den acht Stunden rund vier Stunden Reden halten müssen, um die Auflagen der Versammlungsbehörde zu erfüllen – das hält doch keiner aus.“ Zurück zum Ku’damm ist eine Option, zurück zur Demo nicht.

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