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Berlin: Heißer als in Rio

Samba, Songs und literweise Wasser: Die Stadt machte mit, als Brasilianer und Kroaten feierten

Auf der WM-Fanmeile. Es war heißer als in Rio de Janeiro: Während in Brasilien die Temperatur gestern bei 27 Grad lag, wurden in Berlin mehr als 30 Grad gemessen. Das freute natürlich auch die vielen tausend brasilianischen Fans, die am Abend das erste WM-Spiel ihrer Mannschaft in Berlin gegen Kroatien sahen. Schon in der Halbzeitpause feierten sie das 1:0 frenetisch. Unter die 20 000 Fans mischte sich am Abend auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der locker zu Samba-Rhythmen tanzte. Neben den bunten Trikots bevorzugten die Fans am ersten Spieltag in Berlin kurze Hosen, Hüte und Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 20. „Trinkt viel Wasser!“, tönte es aus den Lautsprechern. Allerdings kostet die Flasche Wasser 3,50 Euro, weswegen Senatssprecher Donnermeyer darauf hinwies, dass die Mitnahme von Plastikflaschen erlaubt sei. „Nur Glasflaschen sind verboten“, sagte er.

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Am Bahnhof Spandau. Zwei Sonderzüge mit verkleideten brasilianischen Fans wurden am Abend auf dem Bahnhof Spandau erwartet. Selbst japanische Fernsehteams hatten sich hier postiert und alle Erwartungen wurden erfüllt. Erst sorgten vier Samba-Schönheiten für die richtige Begrüßungsstimmung, dann war plötzlich der Bahnsteig gelb-grün: 2000 Fußballanhänger stiegen aus, ließen sich zum kurzen Tänzchen auf dem Bahnsteig verleiten.

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Rund ums Stadion. Es gab gestern wohl keine U- und S-Bahn Richtung Olympiastadion, in der nicht laut gesungen wurde. Und das, obwohl viele Fans, die mit der S–Bahn anreisten, fürchten mussten, zu spät zu kommen: Nach einem Unfall auf dem Diesdorfer Kreuz war die geplante Reihenfolge der Züge durcheinandergeraten, sagte Bahnsprecher Gisbert Gahler. Trotz der 20- bis 25-minütigen Verspätung seien aber alle noch rechtzeitig im Olympiastadion eingetroffen. Spätestens auf dem Bahnhof war an Fantrennung nicht mehr zu denken, doch gelb-blau und rot-weiß kannten keine Berührungsängste. Die Brasilianer gaben sich siegesgewiss und schwenkten Miniaturen des Worldcups über ihren Köpfen. Laut, bunt, lustig – so ging es dann im Stadion weiter. Die rot-weißen Kroatien-Fans behaupteten sich auf den lückenlosen Rängen prächtig und holten in Sachen Lautstärke einen klaren Sieg ein – besonders als ihre Mannschaft immer selbstbewusster aufspielte.

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Auf dem Ku’damm. Auch in der West-City bestimmten die Fans in den karierten Trikots das Bild. Vor einem Partywagen tanzten sie zu Live-Musik, eine Gummipuppe in brasilianischem Trikot wurde fröhlich auf die Bierbank gesetzt. Kaum war der Schlusspfiff erklungen, formierten sich ersten hupenden Autos mit den Brasilien-Fans zum Siegeskorso auf dem Ku’damm – und anderswo.

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In der Waldbühne. In der Freiluftarena, wo das Spiel live übertragen wurde, versammelten sich die Fans, deren Kartensuche vor dem Stadion vergeblich geblieben war. Dort hatte vor dem Anpfiff die brasilianische Sängerin Ivete Sangalo – in ihrer Heimat ein Star – ein Konzert gegeben. Sangalo heizte die Stimmung richtig an, lachend tanzten die Fans eine Polonaise durch die Waldbühne. Hier waren die Brasilien-Fans fast unter sich, nur eine Handvoll Kroaten hatte sich auf die Ränge verirrt, hielt sich aber tapfer.

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Bei der Polizei. In der Stadt hielten sich eh schon mehr als 500 000 Touristen auf, gestern kamen noch einmal einige Zehntausende hinzu. 2000 private Sicherheitskräfte bewachten das Stadion, in der Stadt waren 4200 Polizisten im Einsatz – doppelt so viel wie in den vergangenen Tagen. Für die Polizei war es der erste Großeinsatz während der WM. Ihre erste Bilanz nach dem Abpfiff lautete: „Bis jetzt keine Vorkommnisse – eine schöne Feier.“ AG/du-/lga/lizi/sib/tabu

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