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Levitenleser. Wachmänner passen jetzt in der Neuköllner Bibliothek auf.

© DAVIDS

Helene-Nathan-Bibliothek in Neukölln: Wachdienst beschützt jetzt Mitarbeiter der Bibliothek

Drogenhandel und Drohungen: Die Mitarbeiter der Helene-Nathan-Bibliothek in den Neukölln Arcaden hatten sich mehrfach über unhaltbare Zustände beschwert. Seit gestern sorgen Wachleute für Ruhe – zunächst für drei Monate.

Die neuen Aufpasser in der Helene-Nathan-Bibliothek tragen dunkle Anzüge, blaue Krawatten mit eingesticktem Firmenlogo und ziemlich ernste Mienen zur Schau. Die Wachschützer Abdul Mohammed und Petrick Schmidt sollen dafür sorgen, dass in der Bibliothek wieder ungestört gelesen, gelernt und gearbeitet werden kann. Das Bezirksamt Neukölln lässt sich den Einsatz der Wachschützer 20 000 Euro kosten; ihre Arbeit habe den „Charakter einer Aufsicht“, sagt Bildungsstadträtin Franziska Giffey (SPD).

Wie berichtet, hatte sich die Belegschaft der Bibliothek im vierten Stock des Einkaufszentrums Neukölln Arcaden über unhaltbare Zustände beschwert: Jugendliche Besucher hatten mit Drogen gehandelt, auf den Toiletten waren Pärchen beim Sex erwischt worden. Die mahnenden Worte der Angestellten, sich doch bitte an die Hausordnung zu halten, interessierten die Jugendlichen herzlich wenig – stattdessen hagelte es Drohungen und Beleidigungen. Zuletzt sollen sich sogar die Putzfrauen geweigert haben, die Hinterlassenschaften der Bibliotheksbesucher zu beseitigen. Damit soll nun Schluss sein – vorläufig jedenfalls: In den nächsten drei Monaten werden die Wachschützer jeden Werktag zwischen elf und 19 Uhr ihre Runden durch die weitläufige 3000-Quadratmeter-Bibliothek drehen; hinterher wird über die Verlängerung dieser Testphase entschieden. „Es geht um die Wiederherstellung erträglicher Arbeitsbedingungen“, sagt Bernd Müller, Leiter des Amts für Bildung und Kultur.

Der Sicherheitsdienst ist auch an Neuköllner Schulen im Einsatz

Die Wachschützer sind vom Fach; besonders in der Deeskalation seien seine Männer „ausgeschult“, wie Einsatzleiter Masieh Jahn sagt. Seit zwei Jahren sind Jahn und seine Kollegen von den Rheinischen Sicherheitsdiensten an neun Neuköllner Brennpunktschulen im Einsatz – in der Helene-Nathan-Bibliothek bekommen sie es mit derselben Klientel zu tun. „Wir werden die Hausregeln entspannt, aber bestimmt durchsetzen“, sagt Jahn, „ich gehe davon aus, dass die Polizei nicht mehr kommen muss“. Allein die Präsenz der ernsten Männer in den dunklen Anzügen werde dafür sorgen, dass sich die Lage in der Bibliothek beruhigt.

Darauf hoffen auch Giffey und Müller. Eigentlich ist die Helene-Nathan-Bibliothek eine Vorzeigeinstitution im Bezirk: Zentrale Lage am Rathaus, toller Blick über die Dächer und freier Internetzugang. Zwischen 1500 und 2000 Besucher kommen täglich – da wird es oft hektisch; nicht jeder Winkel der unübersichtlichen Räume kann ständig überwacht werden. Brigitte Lichtfeldt, kommissarische Leiterin der Bibliothek, setzt ihre Hoffnungen in den Wachschutz: „Die Hälfte unserer Zeit ging zuletzt für die Erziehungsarbeit drauf – jetzt hoffen wir, dass wir uns wieder auf die Beratung konzentrieren können“, sagt sie, „schließlich sollen alle Nutzer der Bibliothek zu ihrem Recht kommen.“

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