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Berlin: Helfer hörten die Herzschläge eines verschütteten Jungen über ein Spezialmikrofon

BERLIN .Auf der Suche nach Verschütteten in den Trümmern des eingestürzten Hauses Lepsiusstraße 57 in Steglitz gab es bis zum Abend keine Gewißheit darüber, wieviele Menschen sich bei der Explosion um sechs Uhr früh in den elf Wohnungen aufgehalten haben.

BERLIN .Auf der Suche nach Verschütteten in den Trümmern des eingestürzten Hauses Lepsiusstraße 57 in Steglitz gab es bis zum Abend keine Gewißheit darüber, wieviele Menschen sich bei der Explosion um sechs Uhr früh in den elf Wohnungen aufgehalten haben.Die Feuerwehr vermutete am Abend noch sieben Menschen unter dem Schutt.Im Laufe des Tages hatten Rettungshunde immer wieder angeschlagen.Der Feuerwehr gelang es, mit hochsensiblen Mikrofonen Klopfzeichen und sogar Herzschläge eines Menschen zu hören.Nur langsam konnten die Helfer den Trümmerberg abtragen, unter dem auch ein dreizehn Jahre alter Junge vermutet wurde.

Die Eltern des verschütteten Sven hatten sich in der neuen Wohnung der Familie aufgehalten, in die sie eigentlich bereits am vergangenen Wochenende hatte umziehen wollen.Der Junge schlief zum Zeitpunkt der Explosion um sechs Uhr früh im Kinderzimmer der Erdgeschoßwohnung hinten rechts.Am Vormittag danach war von ihm ein Wimmern zu hören gewesen, dann war es stundenlang ruhig, später meldeten die Retter Klopfzeichen.Um zu vermeiden, daß die Trümmer weiter zusammenstürzten, räumten Helfer die Hohlblocksteine mit der Hand beiseite.An der Rückseite des eingestürzten Hauses wurde ein Kleinbagger eingesetzt.Am Unglücksort wurde ein Flugverbot verhängt, um Erschütterungen zu vermeiden.

In dem Haus sollen 21 Menschen gewohnt haben, 12 von ihnen konnten entweder gerettet werden oder waren um sechs Uhr früh nicht im Haus.Ein 62 Jahre alter Mann führte gerade seinen Hund aus, seine 42 Jahre alte Tochter konnte sich selbst befreien, eine andere Frau war bereits auf dem Weg zur Arbeit.Ein 33 Jahre alter Mann wurde beim Einsturz des Hauses zwischen den Trümmern eingeklemmt.Die Feuerwehr konnte ihn sehen und hören.Er bat die Rettern: "Rufen Sie meine Mutter an und sagen Sie ihr, daß es mir gut geht.Und geben Sie mir ein Glas Wasser." Gegen halb zwölf konnte der Mann herausgezogen werden.Er hatte leichte Beinverletzungen erlitten.

Die Feuerwehr hatte wegen der Explosionsgefahr zunächst etliche Häuser in der Nähe des Unglücksortes räumen lassen.Die Gasag mußte den Gehweg aufgraben, um die Leitungen abzuklemmen.In den gegenüberliegenden Häusern waren nahezu alle Scheiben zersplittert, an den Nachbarhäusern waren Risse zu erkennen.Die Explosion hatte die Gebäude angehoben, dann krachten sie auf ihr Fundament.

Die ganze Straße war staubbedeckt, mehrere Autos wurden bei der Explosion durch Steine demoliert, die aus dem Haus herausgeschleudert worden waren.In einer Linde vor dem Haus hingen Gardinenfetzen.Der Schutt, den die Retter mit zwei Kränen vom Grundstück hievten, wurde etwa hundert Meter weiter in eine offene Baugrube gekippt.

Als Unglücksursache wurde eine Gasexplosion im Keller des Hauses als sicher angenommen.Endgültige Klarheit gab es darüber zunächst aber nicht.Am Nachmittag, nachdem Gasag-Mitabeiter das Unglückshaus vom Netz genommen hatten, war der Gasgeruch verflogen.Die Rettungsmannschaften konnten den Keller im Laufe des Tages freilegen und abstützen.Von dort aus versuchten sie, in das Zimmer des verschütteten Jungen zu gelangen.Feuerwehr, Polizei, Technisches Hilfswerk, Rotes Kreuz und Arbeiter-Samariterbund hatten etwa 390 Helfer im Einsatz, der von Feuerwehrchef Albrecht Broemme geleitet wurden.Die Heilsarmee versorgte die Retter mit Früchtetee.Broemme setzte seine Hoffnungen darauf, daß Verschüttete in Hohlräumen überleben.Der Nachkriegsbau war mit Hohlblocksteinen gebaut worden, die leichter als Ziegelsteine sind und nicht in kleine, dicht aneinanderliegende Teile zerfallen.

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