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Berlin: Hellersdorf: Neuer Stadtzeichner

Ein Neuköllner wird zum Neu-Hellersdorfer: Der Architekt, Maler und Cartoonist Gerd Wessel ist für ein Jahr zum Stadtzeichner des Neubaubezirks ernannt worden und zieht demnächst um. Wohin genau ist allerdings offen.

Ein Neuköllner wird zum Neu-Hellersdorfer: Der Architekt, Maler und Cartoonist Gerd Wessel ist für ein Jahr zum Stadtzeichner des Neubaubezirks ernannt worden und zieht demnächst um. Wohin genau ist allerdings offen. Aber Wessel hat konkrete Vorstellungen: "Die Wohnung muss möglichst hoch oben liegen", sagt der 63-Jährige, "wegen der Aussicht." Denn die braucht er, um kreativ zu sein.

Am Sonntag wurde Wessel von der Wohnungsbaugesellschaft Hellersdorf (WoGeHe) offiziell zum Stadtzeichner ernannt. Er soll die vielen schönen Seiten Hellersdorfs künstlerisch wiedergeben, aber auch die "kulturelle Identität im Bewusstsein der Bewohner wecken", sagt WoGeHe-Pressesprecher Olaf Dietze. Das ist nicht nur für Gerd Wessel Neuland, sondern auch für die Wohnungsbaugesellschaft. Sie hat zwar in den vergangenen Jahren bereits Erfahrungen mit vier Stadtschreibern gesammelt, doch einen Zeichner gab es bisher noch nicht. "Wir wollen etwas Neues ausprobieren und sind sehr gespannt", sagt Dietze. Er geht davon aus, dass der Cartoonist genau der richtige Mann ist. Schließlich hat er beste Voraussetzungen.

Der Zeichner kehrt quasi zu seinen Wurzeln zurück: Zu DDR-Zeiten arbeitete er in den 80er Jahren an der Planung des neuen Stadtteils mit. Allerdings wurden seine Ideen nie umgesetzt. Gerd Wessel konstruierte damals die Mitte Hellersdorfs: mit einem Rathaus und einem großen Kulturtempel. Doch die Fläche rund um die Stendaler Straße wurde bis Mitte der 90er Jahre freigehalten und erst dann bebaut. Und wie gefällt ihm das heutige Stadtteilzentrum "Helle Mitte"? "Es sieht meinem Entwurf recht ähnlich", findet er. Auf jeden Fall sei es eine Bereicherung, wenngleich er zugibt, die modernen Bauten nur vom Vorbeifahren zu kennen. Das wird sich jetzt ändern. Wessel will sich in den kommenden Wochen viel Zeit nehmen, um den Stadtteil zu erforschen. Er möchte auf Spurensuche gehen und seine Eindrücke auf dem Papier festhalten: Impressionen bei Tag und Nacht sowie positive und negative Seiten. Seine ersten Wege führen ihn ganz sicher ins Wuhletal. Das hat er noch von früher in besonders schöner Erinnerung. "Ich hoffe, mit meinen Arbeiten auch zu einem besseren Image des Plattenbaubezirks beitragen zu können", sagt Wessel. Obwohl das aus seiner Sicht mit Kunst nicht auf direktem Wege möglich ist. "Aber vielleicht kann ich den Impuls dazu geben."

Wie seine Stadtschreiber-Vorgänger wird er seine Arbeit öffentlich präsentieren. Neben Beiträgen im Mieterjournal sind Architektur-Besprechungen geplant. Nach den Vorstellungen der WoGeHe soll er ein Sanierungsprojekt begleiten. Außerdem wird es Ausstellungen mit seinen Werken geben, vielleicht auch einen Kalender. Schon zu DDR-Zeiten befasste sich der Maler mit Stadtlandschaften. Als Cartoonist interessierte ihn besonders das Leben in der Stadt und das Heimatgefühl der Menschen in Neubauvierteln. Viel wird er nicht mit in seine neue Bleibe nehmen. "Ich liebe es spartanisch", sagt Wessel. Ein Radio darf aber auf keinen Fall fehlen. Denn bei klassischer Musik kann er wunderbar arbeiten.

bey

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