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Viele Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter.

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Herausforderung für Lichtenberg: Viele Flüchtlinge, viele Neubürger

Der Bezirk Lichtenberg wächst: Immer mehr Berliner ziehen her, außerdem gibt es rund 1200 Asylsuchende. Davon sind viele Kinder - und das stellt die Schulen vor Probleme.

Der Bezirk Lichtenberg steht derzeit vor einer doppelten Herausforderung. Einerseits verzeichnet er einen rasanten und überdurchschnittlichen Einwohnerzuwachs um jährlich 2000 Menschen und andererseits befinden sich von den derzeit knapp 1 200 Asylbewerbern rund 40 Prozent im schulpflichtigen Alter. „Jeder ist bei uns willkommen“, sagt Bezirksbürgermeister Andreas Geisel (SPD). „Aber wir können bei neu ankommenden Flüchtlingen die Schulpflicht nicht mehr garantieren. Uns fehlt einfach der Platz dafür.“

Dies kann Ralph Kaiser, Schulleiter der Brodowin-Grundschule im Lichtenberger Ortsteil Alt-Hohenschönhausen nur bestätigen. Seine Schule sei bereits zu Beginn des vorigen Schuljahres vom Andrang überrascht worden. Damals sollte sie plötzlich 17 Kinder aus Tschetschenien und Afghanistan aufnehmen. Während der Sommerferien war ein Heim in Spandau geschlossen worden und die Bewohner nach Lichtenberg umgesiedelt worden. „Schon diese Kinder haben uns eigentlich überfordert“, sagt Kaiser. An der Schule habe schon zuvor Raumknappheit geherrscht. Förderstunden oder spezielle Lerngruppen gab es zunächst auch nicht. „Wir hätten uns gewünscht, besser auf die Situation vorbereitet zu werden“, sagt Kaiser. Er habe den Eindruck, dass die Bezirke nicht miteinander geredet hätten, und der Senat wiederum nicht mit den Bezirken.

Erst nach drei Monaten wurden in der nahegelegenen Schule am Breiten Luch, einem Förderzentrum für Kinder mit Lernschwierigkeiten, Kleinklassen für die Kinder der Asylsuchenden eingerichtet. Zuvor saßen die Kinder, die zumeist gar keine Deutschkenntnisse hatten, im normalen Unterricht – ohne dort folgen zu können.

In den Förderklassen lernen die Schüler in Kleingruppen von 12 bis 14 Kindern die Grundlagen der deutschen Sprache. Nach spätestens drei Monaten gehen sie zurück in die Regelklassen. Die Schulleiterin des Förderzentrums, Karin Moldenhauer, sagt, sie sei zufrieden mit den Lernfortschritten der Kinder.

Mittlerweile sind rund 40 Flüchtlingskinder an der Brodowin-Schule, zunehmend auch Schüler aus Serbien. Jetzt nutze man jeden Winkel der Schule, erzählt Schulleiter Kaiser. Für die Lehrer sei es nach wie vor eine Herausforderung, mit den Eltern zu kommunizieren, ihnen klarzumachen, was die Kinder für den Unterricht benötigen, oder wann sie an welchem Ort sein müssen, sagt Kaiser. Sein Kollegium sei engagiert, einige Pädagogen hätten sich zum Teil selbst um Fortbildungen für Sprachförderung bemüht. Es sei jedoch manchmal frustrierend, dass man nicht wisse, für wie lange die Kinder bleiben und was dann aus ihnen werde. „Die Kollegen reiben sich auf, und dann ziehen die Kinder wieder weg.“

Wie groß der Raumbedarf im Bezirk ist, zeigen die Pläne für Schulneubauten. In den nächsten vier Jahren werden fünf neue Grundschulen für jeweils 350 Kinder errichtet. „Darin spiegelt sich auch die aktuelle Problematik steigender Mieten wider“, sagt der Bezirksbürgermeister. Familien, die sich Mitte und Friedrichshain nicht mehr leisten können oder wollen, ziehen ins billigere Lichtenberg. Und nicht nur sozialschwache Familien seien das, sagt Geisel. „Es hat sich längst herumgesprochen, dass es sich auch hinter dem S-Bahn-Ring gut leben lässt.“

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