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Berlin: Herrscher des Himmelsdrachens

Vo van Long verwirklichte sich seinen Traum von einem vietnamesischen Hotel

Wo früher das DDR-Innenministerium seine Gäste unterbrachte, können nun Besucher in original vietnamesischer Atmosphäre nächtigen. „Thang Long“ heißt das Drei-Sterne-Hotel mit Restaurant, dessen frisch verputzte Fassade knallgelb auf die Karlshorster Treskowallee leuchtet. Ein Mann hat damit seinen Traum verwirklicht, der vor 20 Jahren als vietnamesischer Gastarbeiter in die DDR kam. Zwei Bewerbungen hatte Vo van Long nach seinem Abitur daheim in der alten Kaiserstadt Hue geschrieben – für ein Studium oder für eine Arbeit in der DDR. Letzteres klappte, und der junge Mann wurde in Ost-Berlin zum Werkzeugmaschinenbauer ausgebildet.

Als die Mauer fiel, arbeitete Vo van Long im sächsischen Freiberg. Dort kam er auf die Idee mit asiatischer Gastronomie – „der Bedarf war da“, entdeckte er. Für seine Pläne war ihm Freiberg bald zu klein. Zurück in Berlin, eröffnete er 1994 ein Bistro in einem Einkaufscenter – heute betreibt er Lokale in ganz Deutschland. Es seien „viele“, antwortet er mit asiatischer Zurückhaltung auf die Frage nach der Anzahl. Es scheinen genug zu sein – seit 1999 wohnt der 42-Jährige mit seiner Familie in Hönow im eigenen Haus. Seit 1985 ist er verheiratet – vier Kinder von zwei bis 15 Jahren hat er mit der noch immer mädchenhaft zarten Dao, die wie ihr Mann als Arbeitskraft in die DDR geholt wurde und nun im eigenen 70-Betten-Hotel arbeitet.

Deutschland bedeutet der Familie längst mehr Heimat als Vietnam, und anders als manche Landsleute haben die van Longs auch keine Probleme mit ihren deutschen Nachbarn. „Alles liebe Leute“, sagt der frisch gebackene Besitzer des „Himmelsdrachens“. Dies bedeutet der Name des Hotels „Thang Long“ auf Deutsch, dessen gepflegten Vorgarten zwei Löwen bewachen. Je 4,2 Tonnen wiegen die imposanten Wächter aus schneeweißem Granit, die das Hotel vor Bösem bewahren sollen.

Schwer ins Zeug gelegt hat sich der Vietnamese auch sonst – ein kunstvoll geschmiedeter Zaun aus glänzendem Edelstahl umschließt das Hotel, in dessen Eingangsbereich unter Pagodendächern ein exotischer Brunnen sprudelt. Drinnen läuft man auf Marmor und schläft, wohnt und isst in honigfarbenem Rattanmobiliar. Fast bis zum kleinsten Nagel hat Vo van Long alles aus seiner alten Heimat importiert und in das heruntergekommene leer stehende Haus gesteckt, das er vor zwei Jahren nach seinen Worten günstig gekauft hatte. Auch die schweren Portieren vor den Fenstern und die kunstvollen Deckenlampen stammen aus Südostasien. Vietnamesisch ist auch das Personal – nur der Chef nicht. Der gelernte Hotelfachmann Lothar Göpfert ist am Alex groß geworden.

Vo van Long spekuliert vor allem auf asiatische Geschäftsleute und Touristen, die sich auch vom hoteleigenen Reisebüro betreuen lassen können. Für die 90 Restaurant- und 30 Terrassenplätze hofft van Long dagegen vor allem auch auf einheimischen Zuspruch, ebenso wie für das hoteleigene Akupunktur-Zentrum und die Massageabteilung. Dieser Gesundheitsbereich ist noch nicht fertig, der umtriebige Hotelier aber träumt schon weiter. Wenn sein erster „Himmelsdrachen“ erfolgreich ist, will er expandieren. „Bis nach Asien“, sagt er – wenn sein Karlshorster Engagement das bringt, was es gekostet hat: „viel“. hema

„Thang Long“, Treskowallee 89, 10318 Berlin, Telefon: 501 73730. Das Restaurant ist täglich von 11.30 bis 23.30 Uhr geöffnet.

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