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Berlin: Hertie weicht gläsernem Einkaufscenter

Ab März wird abgerissen: Was aus dem Walther-Schreiber-Platz zwischen Schöneberg und Steglitz wird

Während an einem Ende der Steglitzer Schloßstraße das Einkaufszentrum „Schloss-Galerie“ emporwächst, dümpelt das andere (Schöneberger) Ende am Walther-Schreiber-Platz mit Leerstand vor sich hin. Das einstige, inzwischen verwahrlost wirkende Hertie-Kaufhaus und die aufgegebene Ebbinghaus-Filiale gegenüber vermitteln ein tristes Bild. Das soll sich bald ändern. Möglichst schon im März wollen die Investoren Generali und Tenkhoff Properties mit dem Abriss des Kaufhauskomplexes beginnen. An seiner Stelle soll – von der Bornstraße über die Bundesallee bis zur Lefèvrestraße – für 80 Millionen Euro das größtenteils verglaste Einkaufzentrum „Schloss-Straßen-Center“ entstehen. Bereits im nächsten Jahr soll die Eröffnung sein.

Rund 65 Läden sind auf 16 500 Quadratmetern in drei Verkaufsgeschossen vorgesehen, gekrönt von drei Parkgeschossen, mit Zu- und Abfahrten über Born- und Lefèvrestraße. Mit dem Bau des Einkaufszentrums, dem auch der Abriss von zwei Altbauten an der Lefèvrestraße vorangeht, soll nach Auskunft von Projektleiter Joachim Tenkhoff im Juni oder Juli begonnen werden. Noch sind die Planungen mit dem Bezirksamts Schöneberg-Tempelhof nicht bis ins Detail abgestimmt. Kritisch vermerkt der Bezirk unter anderem, dass der Innenhof zugebaut wird. Stadtplanungsstadträtin Elisabeth Ziemer (Grüne) erwartet auch vor allem durch Lkw-Verkehr eine „erhebliche Verkehrsbelästigung“ für Anwohner der Lefèvrestraße. Deshalb verlangt sie Alternativen.

Auch auf dem seit Jahreswechsel leer stehenden Grundstück von Ebbinghaus soll sich was tun. Der Eckbau am Walther-Schreiber-Platz gehört dem Lichthaus Mösch und steht unter Denkmalschutz. „In vielleicht ein, zwei Monaten legen wir los, sind aber immer noch am Planen und verhandeln mit möglichen Mietern“, sagt Monika Keist von der Firma Mösch. Gerüchte, es könne sich beim künftigen Mieter um einen Elektronik-Supermarkt handeln, bestätigte sie nicht. Das Haus werde aber mit Sicherheit als Handelsstandort erhalten bleiben. Die Lücke an der Bundesallee, einst Auffahrt zum Parkdeck, soll mit einem Neubau geschlossen werden und das Deck künftig Verkaufsfläche sein und auch Platz für ein Café und ein Restaurant haben.

Nicht nur für die Anwohner und Geschäftsleute hätte damit ein langes Rätselraten über die bauliche und geschäftliche Zukunft des Walther-Schreiber-Platzes ein Ende. Für viele ist das triste Erscheinungsbild ein Ärgernis. „Was ist nur aus dem Platz geworden?“ fragt Helga Koltermann, die an einer Haltestelle auf den 181er nach Britz wartet und mit anderen Leuten über den schlechten Eindruck des Platzes diskutiert. „Es sieht so maßlos traurig aus!“. Hinter ihrem Rücken gammelt, voller Taubendreck und mit gesprungenen Schaufensterscheiben, das einstige Hertie-Kaufhaus vor sich hin, vor ihren Augen hat sie das Gebäude, in dem bis zum Jahreswechsel Ebbinghaus Mode verkaufte. Die Haltestelle steht inmitten einer Geisterstadt.

In der Rheinstraße, nur einige Schritte weiter, hat Juwelierin Heidi Fudeus täglich das leer stehende Elend vor Augen. Durch ihr großes Schaufenster blickt sie auf den platzbeherrschenden Leerstand. „Schrecklich“, sagt sie und schaut auch auf die 148erHaltestelle vorm Laden, an der längst nicht mehr so viele Leute warten und ins Schaufenster gucken – wie noch vor zwei Jahren, als sie hier einzog, in einen Teil des ehemaligen, stadtbekannten Radio-Rading-Geschäfts. „Die Ecke ist uninteressant geworden.“ Das soll sich nun in absehbarer Zeit ändern.

Christian van Lessen

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