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Berlin: "Hetzjagd-Prozess": Anschlag auf Auto im Grunewald - Verteidiger im Visier linker Extremisten

Eine bislang nicht in Erscheinung getretene "Antifaschistische Aktion Farid Gouendoul / Omar ben Noui" hat am Donnerstagmorgen einen Anschlag auf das Auto des Rechtsanwaltes Daniel Amelung verübt. Der Brandsatz unter dem an einer Straße in Grunewald abgestellten Fahrzeug zündete jedoch nicht.

Eine bislang nicht in Erscheinung getretene "Antifaschistische Aktion Farid Gouendoul / Omar ben Noui" hat am Donnerstagmorgen einen Anschlag auf das Auto des Rechtsanwaltes Daniel Amelung verübt. Der Brandsatz unter dem an einer Straße in Grunewald abgestellten Fahrzeug zündete jedoch nicht. In der Kanzlei Amelungs und beim Tagesspiegel ging am Freitag ein zweiseitiges Bekennerschreiben ein. Zur Begründung heißt es: "Amelung vertritt einen der 11 Neonazis, denen die rassistische und tödliche Hetzjagd auf Farid Gouendoul / Omar ben Noui im Februar zur Last gelegt wird." Die Gruppe wirft dem Anwalt vor, "durch absurde Anträge den Prozeß zu verzögern. Strafverteidiger und Angeklagte verhöhnen selbst noch vor Gericht die Opfer".

"Die Gruppe kennen wir nicht", hieß es gestern beim Staatsschutz, der die Ermittlungen übernommen hat. Mit den vier anderen, in dem Schreiben genannten Anwälten, hat die Polizei Kontakt aufgenommen, um ein "Sicherheitsgespräch" zu führen. Amelung betonte gestern, dass er in dem vor dem Landgericht Cottbus seit Juni 1999 geführten Prozess lediglich seit November 1999 Pflichtverteidiger sei. "Rechtsgerichtet bin ich nicht, ich verteidige auch Linke", sagte der Anwalt gestern. Amelung räumte ein, dass der ebenfalls genannte Anwalt Wolfram Nahrath früher Bundesführer der 1994 verbotenen rechtsgerichteten "Wiking Jugend" war.

Vorgewarnt wurde der in Grunewald lebende Anwalt nicht. Ihm fiel am Donnerstag gegen 7 Uhr früh allerdings eine Pappschachtel auf, die am rechten Hinterreifen vorlugte. Vorsichtshalber rollte er den Wagen dann per Hand weg. Die "unbekannte Spreng- und Brandvorrichtung" (Polizei) war nicht mit dem Fahrzeug verbunden. Offensichtlich hatte der Zeitzünder versagt. In dem Schreiben nennt die Gruppe weitere "Angriffsziele": Bundesgrenzschützer, BVG-Kontrolleure, Bearbeiter auf dem Sozialamt. "Viele von ihnen haben ein Auto, vielleicht ein Wochenendhaus ... " Der in dem Schreiben "Nobelschlitten" genannte Pkw ist übrigens ein Ford Focus für 32 000 Mark.

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