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Berlin: Hier ist niemand ein Fremder

Der Erholungspark Marzahn bekommt eine weitere Attraktion: Der Japanische Garten feiert in wenigen Tagen Eröffnung

Die „Ahs“ und „Ohs“ im Erholungspark Marzahn gelten noch nicht dem Japanischen Garten. Vielmehr bleiben die Parkbesucher gleich am Eingang an der „Frühlingsstraße“ hängen frühlingsbunt bepflanzten Balkonkästen als Anregung für daheim.

Friedlich ist es hier an diesem frühen Vormittag. Und scheinbar schon viel grüner als in der weit entfernten Stadt. Die Kastanien auf dem 21 Hektar großen Park-Areal zwischen Marzahn und Hellersdorf, das 1987 zur 750-Jahrfeier Berlins eingeweiht wurde, zeigen schon richtig grüne Blätter. Richtig blasse Winterhaut zeigen etliche Parkbesucher. Mit Decken, Kissen und Proviant haben sie es sich im Bikini und Badehose auf den metallenen Liegen in der Morgensonne bequem gemacht. Pure Lebenslust zeigen auch die fröhlichen Steppkes auf dem Kinderspielplatz. Nur die genau gegenüber gelegene neueste Park-Attraktion zeigt noch gar nichts. „Am 30. April ist Eröffnung“, sagt ein junger Mann, der vor dem umzäunten Japanischen Garten von einem Fahrzeug Sträucher ablädt.

Auf einem großen Stein am Eingangstor kann man schon lesen, wie der neue Garten heißt - wenn man Japanisch beherrscht. Die Marzahner Gartenchefin Beate Reuber kann das auch nicht, klärt aber auf, das „Yuu Sui En“ darauf steht. Das heißt „Garten des zusammenfließenden Wassers“ und soll den Wunsch nach einem friedlichen Miteinander der Menschen ausdrücken.

Wie so was gartenarchitektonisch aussehen soll, hat sich Shunmyo Masuno ausgedacht. Der ist nicht nur Zen-Priester in der 18. Generation, sondern in Tokio auch Professor für Gartenarchitektur. Masuno hat den Japanischen Garten für Marzahn geplant, und Landsleute von ihm haben dafür Kirschbäume ihrer Heimat gespendet. Die Deutschen wissen warum: „Aus Freude über die Vereinigung unseres Volkes“ - informiert ein bronzenes Schild über die grüne Spende freundlicher Japaner. „Unter den Zweigen der Kirschbäume in Blüte ist keiner ein Fremder hier“, liest man auf dem Schild am Wegesrand weiter - umgeben von den jungen Bäumchen. Wie eine Friedensarmee stehen sie gestützt von roten Pfählen und halten ihre zartrosa Blüten in den blassen Berliner Frühlingshimmel.

Im Japanischen Garten hat an diesem Tag niemand Zeit, in den Himmel zu blicken. Und friedlich sieht er auch noch nicht aus, sondern wie bei Hempels unterm Sofa. Das runde Steinpflaster auf den Wegen zu den fernöstlichen Gartenfreuden bedeckt schützend blaue Folie, hinter einer Hecke dunkelgrüner Lebensbäume erspäht der neugierige Zaungast hohe Steine und weiße Säcke unbekannten Inhalts. Draußen am Eingang stapeln sich neben der zartweiß blühenden Amelanchia – auch als Felsenbirne bekannt – leere Pflanztöpfe und Kisten. Säcke mit Gartenabfall stehen herum und hinter der Eingangspforte mitten auf dem Weg zwei beladene Schubkarren. Irgendwo ganz hinten sieht man Leute arbeiten. Zwischen alldem wirbelt Beate Reuber als Verantwortliche herum. Sagt hier einem jungen japanischen Steinmetz auf Englisch, was noch wo zu tun ist, weist dort zwei junge Gartenarbeiter an, wo die eben gebrachte Ladung Sträucher hin soll und schnappt sich nebenher die Arme voll Pflanzen vom Lieferwagen und verschwindet damit in der Gartentiefe des „zusammenfließenden Wassers“.

„Da müssen wir nächste Woche hin“, nimmt sich draußen am Zaun ein älteres Ehepaar vor, „heute besuchen wir den wiedergewonnenen Mond“. So poetisch heißt der 2000 eröffnete Chinesische Garten im Erholungspark. Dort sollen noch mehr „Gärten der Welt“entstehen. Für einen Islamischen Garten werden Sponsoren gesucht.

Für vor der Eröffnung stehende 2700 Quadratmeter japanische Gartenfreuden mussten immerhin rund zwei Millionen Euro aufgebracht werden – zu 80 Prozent kamen sie aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgaben von Bund und Ländern zusammen. Der Rest ist EU und japanische Spenden. Für das hölzerne Eingangstor zum Garten des zusammenfließenden Wassers hatte ein Tokioter Rentner 30 000 Euro übrig. hema

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