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Berlin: „Hier trifft man die Welt“

Charles Aznavour hat ein ganz besonderes Verhältnis zu Berlin. Am 20. März tritt er im ICC auf. Auf Deutsch singt er aber nicht

Er hat über 1000 Lieder geschrieben: Charles Aznavour. Am 22. Mai wird er 80. Gerade arbeitet er an einer DuoCD mit anderen Größen wie Sting oder Ricky Martin. Auch ein Duett mit Herbert Grönemeyer ist geplant. Am 20. März tritt er im ICC auf.

Sie sind 79 und wollen noch immer nicht aufhören? Bei ihrer letzten Tournee 2002 sprachen viele von Abschied.

Abschiedstourneen habe ich nie gemacht. Ich mache einfach keine langen Tourneen mehr, das schaffe ich nicht mehr. Früher war ich ein oder zwei Monate unterwegs. Heute fahre ich vier Tage weg, und dann komme ich zurück nach Hause.

Wo kommen sie gerade her?

Ich habe vier Wochen lang in Rumänien gedreht. Ich spiele den sechzigjährigen Père Goriot im neuen Film von Jean Daniel Verhaeghe nach dem Roman von Balzac. Sie mussten mich älter schminken.

Zu ihrem 80. Geburtstag erhalten Sie eine Statue im Pariser Wachsfigurenkabinett…

Wissen Sie, es gibt Statuen von mir aus Marmor, und Bronze in Armenien, einige sind vier Meter hoch, also so eine Wachsfigur macht mir gar nicht aus.

In einem Ihrer Chansons heißt es „Non, je n’ai rien oublié“, „Nein, ich habe nicht vergessen“. Wie war eigentlich ihr erster Auftritt in Berlin am 11. Mai 1965 in der Philharmonie?

Der Saal war sehr, sehr schön, allerdings überhaupt nicht für Chansons gedacht. Er ist für Stimmen gemacht und nicht für Mikrofone. Und ich benutzte ein Mikrofon. Also habe ich einen Mittelweg gesucht, damit das Publikum nicht zu unzufrieden war wegen des Mikros und ich wegen der anderen Akustik.

Dieses Mal treten Sie im ICC auf…

Ich weiß noch nicht, ich frage nicht danach. Für mich ist der Saal das Publikum. Dieses Publikum kann in irgendeinem Saal sitzen. Die Hauptsache ist, dass es da ist und ich auftreten kann.

Werden Sie auf Deutsch singen?

Nein, ich habe Platten auf Deutsch aufgenommen, aber ich singe nicht auf Deutsch. Ich kann mir den Text nicht merken.

Wer kauft in Deutschland Ihre Platten?

Das weiß ich nicht. Aber ich bekomme jede Woche haufenweise Fanpost aus Deutschland. Und die Deutschen haben eine Tugend: frankierte Rückumschläge beizulegen. Das tun die Franzosen nicht.

Was bedeutet Berlin für Sie?

Diese Stadt ist faszinierend. Sie gehört zu den ganz wenigen Hauptstädten, in denen man alle Formen von Kultur findet. In Italien zu Beispiel trifft man Italien. Hier aber trifft man die Welt.

Vermissen Sie denn nichts in Berlin?

Ja. Früher gab es samstags etwas weiter weg von hier einen Flohmarkt. Da gab es immer schöne Sachen zu kaufen.

Das Gespräch führte Constance Frey

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