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Berlin: Hilfe auf dem Weg nach Osten

Chancen gibt es in Osteuropa zuhauf, aber auch Risiken. Wo Unternehmer Unterstützung finden

Sie befinden sich quasi vor der Haustür. Von Berlin aus gesehen liegen die meisten mittel- und osteuropäischen Staaten näher als so manches Land im Süden Europas. Die Wirtschaft der neuen EU-Mitglieds- und Kandidatenländer wächst rasant, und ihre Integration in den Binnenmarkt erleichtert gegenseitige Lieferungen. Eigentlich sind das gute Voraussetzungen für Kooperationen und vertiefte Wirtschaftsbeziehungen. Und dennoch ist es gerade für mittelständische Unternehmen immer noch ein großer Schritt, in Polen, Rumänien oder gar in der Ukraine zu investieren.

Denn oft fehlen Informationen über rechtliche Rahmenbedingungen, finanzielle Mittel oder ein Ansprechpartner vor Ort. So benötigt ein Unternehmer, der seine Maschinen nach Russland verkaufen will, dafür eine lokale Bank, erklärt Gerd Saupe, deutscher Exekutivdirektor der European Bank for Reconstruction and Development (EBRD). Aber woher kann er wissen, ob diese vertrauenswürdig ist? In solchen Fragen gibt es Unterstützung, und zwar von mehreren Seiten. Diese sei beim Schritt über die nationalen Grenzen dringend angeraten, mahnt Dieter Puchta, Vorstandsvorsitzender der Investitionsbank Berlin (IBB), denn: „Eine gründliche Vorbereitung ist notwendig.“

Die Bank will Berliner Unternehmen beim Gang nach Osteuropa in Zukunft besser unterstützen und über die unterschiedlichen Beratungs-, Förderungs- und Finanzierungsangebote informieren. Erst kürzlich organisierte sie eine Konferenz zu dem Thema, gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft Berlin Partner. Der Beratungsbedarf scheint groß zu sein: Mit rund 200 Vertretern von Berliner Unternehmen und mittel- und osteuropäischen Botschaften war die Konferenz ausgebucht. Vertreten waren auch zahlreiche Banken und Finanzierungsinstitute aus dem In- und Ausland, wie die EBRD, die International Finance Cooperation (IFC) oder die Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB).

Verschiedene Töpfe gibt es, aus denen Fördermittel immer noch reichlich fließen. Nur finden muss man sie. Bei der Suche helfen Informationsportale wie das EU-Netz Berlin-Brandenburg www.eu-netz.bb.de oder www.moe-business.de. Auf dieser Internetseite können Unternehmen aus Berlin-Brandenburg neben allgemeinen Standort- und Länderinformationen auch aktuelle Ausschreibungen in den mittel- und osteuropäischen (MOE-) Ländern prüfen. Wer Ungarn anklickt, findet da zum Beispiel acht Einträge unter dem Stichwort Beratung, zwölf zu Finanzierung und vier zu Dolmetschern. In das Verzeichnis aufgenommen werden aber nur Institutionen, Organisationen, Vereine und Verbände. Private Unternehmen – mit Ausnahme von Kreditinstituten – sind nicht vertreten.

Die IBB bietet zudem Berliner Unternehmen eine „Finanzierungsberatung Ausland“ an. Angesprochen werden kleine und mittlere Unternehmen, die neue Absatzmärkte im Ausland aufbauen und mit ausländischen Unternehmen kooperieren wollen. Schwerpunkte sind unter anderem Projekte im Bereich der Infrastruktur, Telekommunikation und Medizintechnik.

Kredite vergibt zum Beispiel die EBRD. Die internationale Finanzorganisation soll die Demokratie und Marktwirtschaft in den MOE-Staaten fördern. Die typische Transaktionsgröße liege bei 100000 Euro, sagt Saupe. Immerhin sieben Prozent des Investitionsvolumens der Bank seien 2003 an deutsche Unternehmen gegangen. So wurden in Moldawien zum Beispiel mit Hilfe dreier privatisierter Stromerzeuger die Verteilernetze modernisiert. An die Unternehmer appelliert Saupe: „Bilden Sie Netzwerke, verschaffen Sie sich einen hohen Bekanntheitsgrad, wenn Sie in einer Region investieren wollen.“

Solche Zusammenschlüsse gibt es schon reichlich. Zum Beispiel für technologieorientierte Berliner Unternehmen: Teico-Net (www.ibb.de/teico.net) ist so ein Netzwerk, das die Technologie- und Wirtschaftspotenziale der Regionen Westpommerns, Großpolens und Niederschlesiens sowie Südschweden, Lettland und Litauen mit Berlin-Brandenburg verbinden will. Oder das „Unternehmernetzwerk Europa“ (www.moe-business.de/unternehmernetzwerk), eine Kooperation von Berlin Partner, der Berliner IHK und der hiesigen Handwerkskammer.

Juliane Schäuble

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