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Auch eine Einrichtung der Caritas besuchte Familiensenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Dienstag.

© Britta Pedersen/dpa

Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge: Scheeres verspricht Ausbau von Berliner Beratungsstellen

Familiensenatorin Scheeres besuchte am Dienstag verschiedene Berliner Beratungsstellen. Besonders geflüchtete Familien brauchen diese Einrichtungen.

Das Gebäude ist ein grauer Zweckbau, im Eingangsbereich hängt ein riesiges Plakat zu einer Ausstellung im Martin-Gropius-Bau. Die Charité hatte früher mal diesen Bau genutzt. Bürokomplex-Atmosphäre. Nichts deutet von außen darauf hin, dass hier in der Eschenallee in Wilmersdorf-Charlottenburg eine notbelegte Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge liegt.

Wie ausgeprägt hinter dieser Fassade Frustration, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Aggressionen sind, das erfährt man erst, wenn man Hannes Rogler zuhört, Psychologe und Ansprechpartner im Haus für derzeit 369 Flüchtlinge. Familienanteil: 80 Prozent, der Rest: alleinreisende Frauen und Männer.

Trauma und Überforderung

Rogler redet von traumatisierten Menschen, die sich in einer neuen Kultur zurechtfinden müssen, verbunden mit dem Gefühl unklarer Perspektiven und der Angst, kein Asyl zu erhalten. Er redet von überforderten Kindern, die Aufgaben ihrer psychisch kranken Eltern übernehmen müssen, und die dann verhaltensauffällig krank werden.

Er redet von Vätern, die nicht damit klarkommen, dass sie nicht mehr Ernährer und Oberhaupt der Familie sind, von dem Gefühl des Ehrverlusts. Und er redet darüber, wie man diesen Menschen helfen kann, wobei nicht alle Flüchtlinge gleichermaßen von den Problemen betroffen sind. „Wir wollen, dass besonders belastete Familien hier ankommen“, sagt Rogler. In Deutschland.

Scheeres geht der Besuch nahe

Ihm gegenüber an einem Konferenztisch sitzt Sandra Scheeres (SPD), die Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, und hört konzentriert zu. Das Thema geht ihr erkennbar nahe. Deshalb ist sie ja hier, sie besucht an diesem Dienstag Erziehungs- und Beratungseinrichtungen, zuvor war sie bei der Caritas.

Irgendwann sagt sie, dass ihr jugendliche Flüchtlinge von den hohen Erwartungen ihrer Eltern erzählt haben. Und dass die so viel lernen müssten, dass sie keine Zeit für soziale Kontakte hätten. „Gibt’s das hier auch?“ – „Ja“, antwortet Rogler, „das gibt’s hier auch."

Neue Beratungsstellen

28 Erziehungs- und Beratungsstellen, davon zwölf von freien Trägern, gibt es in Berlin. Damit besonders Flüchtlinge möglichst gut betreut werden, besitzt jeder freie Träger speziell eine halbe freie Stelle. Dieses Angebot wird ausgebaut. 2018 und 2019 werden jeweils zusätzlich zwölf halbe Stellen finanziert (vorbehaltlich der Parlaments-Zustimmung).

Gesprächskreis für arabisch sprechende Väter

Aber schon ab 12. September gibt es eine andere Hilfe: Da beginnt Rogler mit dem Syrer Ghadban Abo-Ghalyoun, Flüchtling und angehender psychosozialer Betreuer, einen Gesprächskreis für arabisch sprechende Väter. Eine spezielle Runde, in der spezielle Probleme angesprochen werden.

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