zum Hauptinhalt
Die Chancen stehen gut, dass es in der Nacht weitgehend klar bleibt und der Mond, wenn er der Erde ganz nah kommt, auch gut zu sehen ist.

© picture alliance / dpa, Kay Nietfeld

Himmelsspektakel über Berlin: Montag ist Mondtag

In der Nacht zum Dienstag kommt der Mond der Erde so nah wie vor 68 Jahren letztmals. Groß und hell soll er aufsteigen. Berlins Sternenfreunde sind schon gespannt.

Jeder kennt und liebt sein Abendlied, aber in der kommenden Nacht von Montag auf Dienstag liegt Matthias Claudius mit seinem romantischen Bild in der ersten Strophe voll daneben. "Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen, am Himmel hell und klar", reimte er im Jahr 1790. Doch am Abendhimmel des 14. Novembers 2016 wird erstmal nur ein Supervollmond prangen, spektakulär groß und so hell, dass die Sterne verblassen.

Ein ungewöhnliches Naturschauspiel steht uns bevor. Der Mond kommt der Erde bereits vom späten Nachmittag an so nah, wie letztmals 1948 – also vor 68 Jahren. Und steigt deshalb am Horizont besonders beeindruckend auf. "Sucht Euch die besten Aussichtspunkte in Berlin, zieht Euch warm an und genießt die Show", schreiben Berliner Sternegucker auf Facebook. "Am besten mit Glühwein in der Hand." Zum Beispiel auf dem Teufelsberg, auf dem Hügel des Freiheitsdenkmals im Kreuzberger Viktoriapark, vom Tempelhofer Feld oder den Parks am Gleisdreieck aus.

Wem das zu frostig ist, der sollte zu Skybars hinauffahren und dort mit einem "Sundowner" auf den Erdtrabanten anstoßen – beispielsweise in der "Monkey Bar" im Bikinihaus an der Budapester Straße in Charlottenburg oder im "Deck 5" auf den "Schönhauser Allee Arcaden" in Prenzlauer Berg.

Erst nach Mitternacht ziehen Wolken auf

Die Sicht wird "zumindest bis Mitternacht toll sein". Das verspricht Claudia Salbert von der Berliner Wetterstation "Meteogroup". Der Himmel bleibe klar, sagt sie. Erst in der zweiten Nachthälfte ziehen voraussichtlich Wolken auf. Mützen und Handschuhe sollte man aber zum Mondgucken einstecken. "Es kann knackig kalt werden, bis zu vier Grad minus."

Mondservice. In der Wilhelm-Foerster Sternwarte am Insulaner in Steglitz kann man den Megamond abends durchs Teleskop bewundern.
Mondservice. In der Wilhelm-Foerster Sternwarte am Insulaner in Steglitz kann man den Megamond abends durchs Teleskop bewundern.

© dpa

Wie aber kommt das Mondspektakel überhaupt zustande? "Der Mond umkreist die Erde auf der Bahn einer Elipse. Deshalb kommt er mal dicht an uns ran und rückt dann wieder weiter weg", sagt Tim Florian Horn. Er ist Astronom, Multi-Media-Experte, seit drei Jahren Leiter des Zeiss-Großplanetariums in Prenzlauer Berg und im Vorstand der Stiftung "Planetarium Berlin", zu der auch die Treptower Archenhold Sternwarte und Wilhelm- Foerster Sternwarte am Insulaner in Steglitz gehören. Der Abstand des Mondes zur Erde variiert also in diesem Kreislauf von 356 000 bis zu 406 000 Kilometer. Alle 27 Tage steht der Mond an seinem erdnächsten Punkt – aber nur ganz selten erreicht er während der Vollmondphase eine derart geringe Entfernung wie Montagnacht.

Am Horizont erscheint uns der Mond am größten

Nun, da es mal wieder so weit ist, werde er uns am Horizont etwa 14 Prozent größer und 30 Prozent heller erscheinen als ein Vollmond, der auf der Umlaufbahn die größtmögliche Entfernung zur Erde hat, heißt es in astronomischen Veröffentlichungen. Das entspreche im Verhältnis dem Unterschied zwischen einem Ein- und Zwei-Eurostück. Planetariumschef Tim Florian Horn dämpft allerdings allzu hohe Erwartungen. Die Wirkung hänge von verschiedensten Bedingungen ab und sei ja im Grunde nur eine optische Täuschung. "Wenn ein Vollmond am Horizont steht, erscheint er uns größer als ein voller Mond hoch am Sternenhimmel. Denn am Horizont habe das Auge Vergleichsmöglichkeiten mit Bäumen oder Häusern, die wir in der Ferne sehen."

"Oh Mond, kiek mal nich' so scharf"

Eines aber ist sicher. In der Nacht zum Dienstag kann man sich auf verschiedenste Weise optimal dem einzigen Himmelskörper, der um die Erde kreist, nähern. Man kann Gerdt von Bassewitz’ Kinderbuchklassiker "Peterchens Mondfahrt" vorlesen und so mit Peter, Anneliese und dem Maikäfer ins All fliegen. Oder mal wieder das alte Berliner Chanson von Friedrich Hollaender genießen, das Hollaenders Frau Blandine Ebinger so wundervoll sang: "Oh Mond, kieke mal nicht so scharf!" Ob der Supermond Berlins Hebammen eine besonders arbeitsintensive Nacht beschert und viele Berliner sich schlaflos im Bett wälzen, darüber können Mediziner indessen nur spekulieren.

Heulkonzert zum Megamond. Wölfe im Wildpark Schorfheide.
Heulkonzert zum Megamond. Wölfe im Wildpark Schorfheide.

© picture alliance / dpa

Laut wird’s hingegen bei den Wölfen im Wildpark Schorfheide. „Unsere Wölfe sind nachtaktiv, sie kommunizieren heulend“, sagt dessen Leiterin Imke Heyter. „Das machen sie jedoch auch bei Halbmond.“ Die Gleichung „mondhelle Nächte – lautes Wolfgeheul“ sei ein Mythos. Imke Heyter will Montagnacht aber unbedingt den besonders schaurigen Mix erleben - Wolfsrufe und Riesenmond.

Bis die bronzegelbe Scheibe am Horizont mal wieder mega ist, das wird dauern. Erst 2034 steigt der nächste Supermond auf.

Mondgucker sind Montagnacht von 18 bis 22 Uhr in die Wilhelm-Foerster-Sternwarte am Insulaner, Munsterdamm 90, eingeladen.
Dort können sie gratis durchs Teleskop schauen und mit Experten reden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false