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Berlin: Himmlisches Vergnügen: In der Mondsichel zur Erde

"Der Osten schlägt zurück", gab in der Pause von "Jingle Bells" ein Feuilletonist seinem Beifall vornehm Ausdruck. Andere Besucher äußerten zur Premiere im Friedrichstadtpalast unverblümter mit "bombastisch" und "einfach umwerfend" ihre Begeisterung über die Weihnachtsrevue - so der ehemalige Standortkommandant Hans Speidel oder Claire Waldoff alias Angelika Mann, auch der SFB-Intendant Horst Schättle und Arndt Bause, der ehemalige "Leibkomponist" der verstorbenen Entertainerin Helga Hahnemann.

"Der Osten schlägt zurück", gab in der Pause von "Jingle Bells" ein Feuilletonist seinem Beifall vornehm Ausdruck. Andere Besucher äußerten zur Premiere im Friedrichstadtpalast unverblümter mit "bombastisch" und "einfach umwerfend" ihre Begeisterung über die Weihnachtsrevue - so der ehemalige Standortkommandant Hans Speidel oder Claire Waldoff alias Angelika Mann, auch der SFB-Intendant Horst Schättle und Arndt Bause, der ehemalige "Leibkomponist" der verstorbenen Entertainerin Helga Hahnemann. Nur der tschechische Botschafter Frantisek "Cerny äußerte sich verhaltener - der Diplomat schwärmt mehr von Ballett à la Pina Bausch, die er erst kürzlich erlebte. Deren Tanztheater in Wuppertal aber kann man nicht wirklich mit der Glitzerwelt von "Jingle Bells" vergleichen.

Mit der Weihnachtsrevue 2000 ist dem Revuetheater in der Friedrichstraße wirklich ein Knüller gelungen - ersten Beifall bekam schon das Bühnenbild. In dem schneite es in märchenhaften Schneekugeln, drehte sich eine riesige Weihnachtspyramide, schwebte der himmlische Oberhirte per Mondsichel herab, schwang sich das Ballett traumhaft im Wiener Walzer oder schmiss 120 Beine zur einmaligen Chorusline.

Zwei Stunden lang entführte "Jingle Bells" aus der vorweihnachtlichen Konsum-Hektik in eine stimmungsvolle Weihnachtswelt, in der der Ost-Berliner Theater-, Film- und Fernsehliebling Alfred Müller als Gastgeber fungierte. In der Rolle des "Müllmanns" gefiel der 71-Jährige am Abend dem dreieinhalbjährigen Max im Publikum am besten. Was Mäxchens Papa, dem in "Jingle Bells" textenden Andreas Kurtz, aber genau zu dieser Passage eingefallen war, fiel in der Herz und Seele (und viele sogar zu Tränen) rührenden Inszenierung von Jürgen Nass etwas aus dem ansonsten durchgängig stilvollen Rahmen. Einziger Wermutstropfen - bis zur letzten Vorstellung am 26. Dezember gibt es nur noch etwa 100 Restkarten.

Wer wenigstens den in "Jingle Bells" bejubelten jungen Tenor Erkan Aki hören möchte, dem sei morgen die Aids-Gala im Friedrichstadtpalast empfohlen. Für diese gibt es noch Karten, verkündete Intendant Alexander Iljinskij, bevor er mit den "Jingle Bells"-Solisten die Sammelbüchse für "Theater gegen Aids" schüttelte - und neben Spenden unzählige Gratulationen einsteckte. Die müssten ihn doch rundum glücklich machen - wenn er nur nicht mehr das eine oder andere hiesige Feuilleton samt seiner Kritiken so bitter ernst nehmen würde.

hema

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