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Berlin: Himmlisches Vergnügen

Sonne am ersten Berlinale-Tag? Hatten wir das letzte Mal wahrscheinlich in den frühen Siebzigern, als die Filmfestspiele noch im Sommer liefen.

Sonne am ersten Berlinale-Tag? Hatten wir das letzte Mal wahrscheinlich in den frühen Siebzigern, als die Filmfestspiele noch im Sommer liefen. Eine bemerkenswerte Abweichung von der Regel: Wenn schon Petrus sich zu Frühlingsgrüßen überreden lässt, muss diese Berlinale etwas ganz Besonderes werden.

Und auch die vielen Akkreditierten mit ihren unternehmungslustig baumelnden Ausweisen machten jedem Außenstehenden klar: Es tut sich wieder was am Potsdamer Platz. Üblich waren bis zum vergangenen Jahr nur schlichte Anhängerchen mit Schnappverschluss fürs Revers. Diesmal nun hat einer der Hauptsponsoren tief in die Wundertüte gegriffen und jedem Kartenträger so ein rotgelbes Bändel aushändigen lassen, auf dass die Damen und Herren Journalisten geschmückt würden wie zu anderen Zeiten und Orten die Pfingstochsen. Womit wir schon wieder beim Frühling wären. Berlinale 2002 Online Spezial: Filmfestspiele in Berlin Sonderbereich: Der Tagesspiegel berichtet Gewinnspiel: meinberlin.de verlost Filmbücher Fotostrecke: Ausschnitte aus den Wettbewerbsfilmen Die wichtigste Änderung war aber auf dem Vorplatz des Berlinale-Palasts zu besichtigen: Dort, wo man sonst freien Blick auf die in den Palast einrückenden Stars hatte, schob sich jetzt ein weißes Zelt empor: die Sicherheitsschleuse. Der 11. September wirft auch hier seine Schatten, was der Eröffnungsfilm "Heaven" mit einem Bombenattentat zu Beginn nur zufällig reflektiert. Keiner sollte den Palast betreten, ohne gehörig durchleuchtet zu werden, samt seinem Gepäck. Schon im Vorfeld waren die geladenen Gäste darauf hingewiesen worden, dass sie tunlichst ihre Personalausweise mitzubringen hätten, um die Identität sicherzustellen.

Manchen der Gäste, die tags zuvor bei der Verleihung der Goldenen Kamera waren, sollte man bei der Berlinale-Eröffnung wiedersehen, das hat Tradition. Franka Potente, Klaus Maria Brandauer, Til Schweiger, Michael Ballhaus, Iris Berben, Senta Berger, Bernd Eichinger und Wolfgang Joop standen auf der Liste der zu erwartenden Gäste.

Hauptperson würde natürlich Tom Tykwer sein, erstmals mit internationaler Starbesetzung, darunter Cate Blanchett und Giovanni Ribisi. Es fehle in Deutschland nach wie vor insbesondere für die Entwicklung von Filmstoffen Geld, hatte er noch im Vorfeld kritisiert. Seinen Film "Heaven" sieht er als europäischen Film: "Im Prinzip geht es darum, dass wir einen Film machen wollten, der eine europäische Perspektive aus deutscher Sicht formuliert und eine Sprache spricht, die möglichst unsiversell ist." Wesentlich für gute Filme sei zur Zeit, dass die Konflikte plausibel erzählt und die Menschen authentisch dargestellt würden.

Zu dem sich an den Kinoabend anschließenden Empfang hatten der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin rund 2500 Gäste geladen. Traditionell fand er im Hotel Interconti statt. Auch hier muss man sich umgewöhnen. Diesmal ging es in das vom Bundestag genutzte Paul-Löbe-Haus. Auch nicht übel.

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