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Tempo 30 vor Schulen gehört schon zum Standard.

© dpa

Hindenburgdamm in Steglitz: Kita-Mütter gehen in Steglitz für Tempo 30 auf die Straße

Am Donnerstagnachmittag soll auf dem Hindenburgdamm in Steglitz demonstriert werden. Die vielbefahrene Straße wird zeitweise gesperrt. Grüne kritisieren Machtfülle der Verkehrsbehörde.

55 Sekunden mehr würde Tempo 30 die Autofahrer kosten, sagt Ramona Bienlein, ein geringes Opfer für die Sicherheit von vielen Kindern und Senioren am Hindenburgdamm in Steglitz. Am Donnerstag will Bienlein zusammen mit hunderten Anwohnern für die Einführung von Tempo 30 auf dem vielbefahrenen Abschnitt zwischen Bäkestraße und Klingsorstraße demonstrieren. Die Demonstration dauert von 15.30 Uhr bis 16 Uhr. Der Hindenburgdamm wird jeweils in eine Fahrtrichtung gesperrt.

Seit Jahren drängen die Anwohner auf eine Geschwindigkeitsreduzierung oder zumindest einen Zebrastreifen zur Pauluskirche. Die Bezirksverordneten von Steglitz-Zehlendorf unterstützen das Anliegen, das Bezirksamt ist aber nicht zuständig, sondern die Verkehrslenkungsbehörde des Senats. Und die habe laut Bienlein bisher alle Vorschläge abgelehnt.

Tempo 30 sorgt immer wieder für hitzige Diskussionen, besonders in den Reihen der CDU. Die rot-schwarze Koalition bekannte sich zur „Konzeption für ein stadtverträgliches Geschwindigkeitsniveau“, ohne Tempo 30 ausdrücklich zu erwähnen. Zuletzt wurden die Beschränkungen auf Hauptstraßen besonders in der Nacht ausgebaut, aus Gründen des Lärmschutzes. Bislang wurden 55 Kilometer Hauptstraße mit einem nächtlichen Tempolimit versehen, künftig sollen noch zehn Kilometer dazukommen. Insgesamt wurden 230 Kilometer Hauptstraßen auf Tempo 30 umgestellt, 16 Prozent des Gesamtnetzes. Die Polizei votiert für mehr Tempo-30-Zonen, die Grünen möchten Tempo 30 zur Regelgeschwindigkeit in der Stadt erklären, doch Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) äußerte sich im Tagesspiegel zuletzt ablehnend, das Langsamfahren „aus Prinzip“ voranzutreiben.

An Grundschulen gilt Tempo 30 schon als Regelfall, bei Kitas ist die Rechtsgrundlage offenbar schwieriger, weil nicht mit dem sicheren Schulweg argumentiert werden kann. Die Verkehrslenkung habe nach Darstellung der Anwohner bislang auf vorhandene Fußgängerampeln in der Nähe verwiesen und darauf, dass bisher noch keine schweren Unfälle passiert seien. Ein Zebrastreifen zur Kirche, die auf einer Mittelinsel liegt, sei als zu gefährlich abgelehnt worden. Eine Stellungnahme der Senatsverwaltung für Verkehr steht noch aus.

Harald Moritz, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, sieht die Verkehrslenkung selbst als Problem. Die Behörde habe bei ihren Entscheidungen eine zu große Machtfülle. „Vieles ist dabei Auslegungssache“, und die Beamten würden eher zu Ungunsten von Tempo 30 auslegen. Immerhin hat der Senat jetzt zwei „Begegnungszonen“ mit Tempo 20 beschlossen, als Pilotprojekte, um neue Erfahrungen zu sammeln. In den Begegnungszonen müssen alle Verkehrsteilnehmer aufeinander Rücksicht nehmen – Fußgänger, Autofahrer und Radfahrer sind gleichberechtigt. Doch dieses Konzept funktioniert nur in Nebenstraßen.

Am Hindenburgdamm dominieren die Autofahrer das Geschehen. Fußgänger würden sich oft gar nicht mehr trauen, über die Straße zu gehen. „Wenn die Muttis kommen, mache ich immer die Augen zu“, sagt Ramona Bienlein.

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