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Berlin: Hip-Hop und Strafecken

Fünf Berliner Hockey-Klubs, eine Halle – und ein Event

Nanu, war im Vorfeld nicht von Hallenhockey die Rede gewesen? Von Tempodribblings, Strafecken und Tibor Weissenborn? Beim ersten Blick durch die Halle fühlt man sich allerdings zunächst eher an ein Spiel von Alba Berlin erinnert, so viele junge Leute, darunter eine Menge weibliche Teenager sind gekommen. Doch die Familienväter samt Anhang, die jungen Mädchen und Jungs haben sich gestern im Horst-Korber- Sportzentrum in Charlottenburg eingefunden, um tatsächlich Hockey-Stars anzufeuern. Eine ganz neue Situation, findet auch Nationalspieler Tibor Weissenborn: „Das hat richtig Spaß gemacht heute. Vor so vielen Zuschauern steigt natürlich der Adrenalinspiegel umso mehr.“

Verständlich, denn sonst spielt der beste Mann vom Berliner HC mit seinem Team vor gerade einmal 100 Hockey-Fans. Doch an diesem Spieltag hat sich der Berliner Hockey-Verband etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Man hat die drei Begegnungen der Staffel Ost, bei denen fünf von sechs Mannschaften aus Berlin kommen und sonst zeitgleich an verschiedenen Orten ihre Begegnungen ausgespielt hätten, kurzerhand zusammengelegt zu einer Großveranstaltung. In diesem Fall fanden die Spiele alle nacheinander statt, so dass die Zuschauer in den Genuss kamen, alle drei Begegnungen des Spieltages anzuschauen.

Die Resonanz war beeindruckend: Kommen sonst vielleicht zwischen 70 und 150, maximal 200 Hockey-Begeisterte, waren es am gestrigen Sonntag 1500! Eine Zahl, die Erfried Neumann zufrieden zur Kenntnis nimmt. „Das ist schon toll hier, wenn man das so sieht“, sagt der Präsident des BHC und ergänzt: „Wir wollen beweisen, dass es sich beim Hockey nicht mehr nur um eine Randsportart handelt. Wie man hier sieht, scheint es großen Anklang zu finden.“

In der Tat, denn auch die Zahl der jungen und ganz jungen Menschen im Sportzentrum ist verglichen mit anderen Sportarten riesig. Und alle scheinen Hockey zu mögen; in den Ecken hinter dem Spielfeld versuchen kleine Kinder mit orginalen Hockeyschlägern in mit ihren Schuhen abgesteckte Tore zu treffen, während sich ihre Väter über vermeintliche Fehlentscheidungen der Schiedsrichter aufregen. Dazu dudeln nach jedem Treffer 50 Cent oder Eminem ihre Hip-Hop-Texte durch die Boxen eines Radiosenders. Die Zuschauer sind jedenfalls angetan. „Tolle Sache, mit mehr Publikum“, sagt ein Herr auf der Tribüne. „Das macht Spaß. Meine beiden Mädels spielen ebenfalls Hockey und können sich die Jungs hier mal ganz aus der Nähe anschauen.“

Und die Töchter des Zuschauers sind beeindruckt, denn das Tempo ist in der Tat hoch, höher als auf dem Feld, die kleinere Spielfläche zwingt zu mehr Technik. Auch muss der Ball flach gehalten werden, um Verletzungen zu vermeiden – alles Unterschiede zum Feldhockey. Tibor Weissenborn gelingt das alles wieder mal bestens; sein Team gewinnt 11:6, vierter Sieg im vierten Spiel. Nicht nur die vielen Zuschauer waren rundum zufrieden.

Ozan Sakar

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