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Beschaulich. Die Bürger lieben den Gendarmenmarkt so, wie er ist. Nun gibt es Streit um die Umbaupläne.

© dpa

Historisches Berlin-Mitte: Kostenexplosion am Gendarmenmarkt

Vor vier Jahren einigten sich Senat und Bürger auf behutsame - und kostengünstige - Reparaturen am Gendarmenmarkt. Nun rechnet der Bezirk doch mit hohen Kosten. Wie konnte es dazu kommen?

Mit der Bürgerbeteiligung hat Berlins Verwaltung so ihre Probleme: Drei Jahre vor dem Votum gegen die Bebauung am Tempelhofer Feld hatten der Bezirk Mitte und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung schon einmal heftige Proteste ausgelöst mit dem Vorhaben, den Gendarmenmarkt umzugestalten – und zogen es zurück. Doch nun offenbaren die Antworten auf eine Anfrage des Abgeordneten Stefan Evers (CDU), dass die Kosten explodieren, obwohl den Bürgern zuliebe die Eingriffe begrenzt wurden.

Jetzt rechnet der Senat mit 34 Millionen Euro

Mehr als 34 Millionen Euro sollen laut Senatsbaudirektorin Regula Lüscher für die Versorgung von Restaurants und Cafés am Platz mit Strom und Wasser, die Abwasserentsorgung sowie den Bau einer öffentlichen Toilette am Deutschen Dom ausgegeben werden, teilte sie dem Abgeordneten mit. Ein „unterirdisches Trafobauwerk“ soll gebaut werden, der „Platzbelag“ wird erneuert und „barrierefreie Zugänge“ entstehen. Auch „Poller, Sitzbänke und Beleuchtung“ sollen saniert werden, das sei „mit Anliegern und Gewerbetreibenden detailliert“ abgestimmt.

Auch deswegen ist der Gendarmenmarkt so beliebt: Schinkels Tempel der Kunst.
Auch deswegen ist der Gendarmenmarkt so beliebt: Schinkels Tempel der Kunst.

© dapd

Doch Ada Withake, frühere Stadträtin und Sprecherin der Bürgerinitiative, die vor drei Jahren 35 000 Stimmen gegen die Senatspläne gesammelt hatte, fragt: „Was führen Senat und Bezirke im Schilde, wenn er jetzt fünfmal mehr Geld ausgeben will als für die ursprünglichen Pläne?“ Den Bürgern sei die Erhaltung des Platzes in seiner heutigen Gestalt zugesagt worden. Nur Reparaturen sollten erfolgen, Strom verlegt und Behinderten der Zugang erleichtert werden. „Das müsste weniger und nicht mehr als der Umbau kosten, für den der Senat 2011 sechs Millionen Euro ausgeben wollte“.

Viel Geld für "minimalinvasive" Eingriffe

Bauexperte Evers ist verdutzt: „Die Bürger wollen minimalinvasive Eingriffe und keinen Umbau.“ Nicht auf Anhieb nachvollziehbar sei, dass Lüscher darin ein „komplexes Bauvorhaben“ sehe. Wegen der prognostizierten Gesamtkosten will er beim Senat nachhaken. Dass die Bürger „sauer sind“, müsse man verstehen: Die Verwaltung hätte mit dem Absenken von Platzkanten beginnen können. Stattdessen ziehe sich das Projekt hin.

Lüscher begründet die lange Planungszeit mit dem Ziel, „Kostensicherheit“ zu erlangen und mit „personellen Engpässen auf Senats- und Bezirksebene“. Zudem gebe es umfangreiche Prüfungen, weil für den Eingriff Bundesmittel über die Senatsverwaltung für Wirtschaft beantragt werden sollen.

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