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Hitler-Attentäter: Großes Interesse an Wettbewerb für Georg-Elser-Denkmal

Mehr als 800 Künstler aus Deutschland und Ländern der EU beteiligen sich am Wettbewerb für ein Denkmal des Hitler-Attentäters Georg Elser. Spätestens am 8. November 2011 soll das Denkmal enthüllt werden.

Der Wettbewerb für ein Denkmal des Hitler-Attentäters Georg Elser ist auf großes internationales Interesse gestoßen: Rund 800 Künstler aus Deutschland und anderen Ländern der Europäischen Union hatten beim Berliner Senat die Unterlagen für den zweistufigen Realisierungswettbewerb angefordert. Nach Erfahrungen mit anderen Wettbewerben geht die Senatskanzlei für kulturelle Angelegenheiten davon aus, dass etwa ein Viertel der Künstler, die Wettbewerbsunterlagen anforderten, ans Werk gegangen sind und ihre Arbeiten nach Berlin geschickt haben. Im Roten Rathaus ist man über das Echo für die Idee eines Denkzeichens für Georg Elser hoch erfreut.

Über die Entwürfe selbst wird Stillschweigen bewahrt. Mitte Juni treffen sich die elf stimmberechtigten Preisrichter und acht Sachverständige, um aus den Vorschlägen die ihrer Meinung nach 20 besten Entwürfe für die zweite Phase des Wettbewerbs auszuwählen. Abgabetermin für die ausgearbeiteten Ideen ist dann der 14. September. Für die Realisierung stehen insgesamt bis zu 200 000 Euro zur Verfügung, das Denkmal soll spätestens am 8. November 2011 enthüllt werden.

Am 8. November 1939, also 72 Jahre zuvor, hatte der Schreiner Georg Elser im Münchner Bürgerbräukeller ein Sprengstoffattentat auf Adolf Hitler verübt. Der Handwerker konstruierte ganz allein, ohne jede fremde Hilfe und auch ohne Auftrag irgendeiner Organisation oder Partei, seine „Höllenmaschine für Hitler“. Er deponierte die Bombe in einem Pfeiler und stellte den Zünder auf 21.20 Uhr ein. Hitler verlässt das Kellerrestaurant aber schon kurz nach seiner Rede. Elf Minuten später geht die Bombe hoch, es sterben acht Menschen, 63 werden verletzt. Elser wird an der Grenze zur Schweiz verhaftet und wenige Tage vor Kriegsende, am 9. April 1945, im KZ Dachau ermordet. Klaus Maria Brandauer hat dem Hitler-Attentäter mit einem Spielfilm ein Denkmal gesetzt, in Berlin gibt es bereits seit 2008 eine Porträtbüste neben dem Innenministerium im Moabiter Spreebogen, die die Ernst- Freiberger-Stiftung errichten ließ. „Ich freue mich darüber, dass das Denkmal jetzt kommen wird, denn für mich war Georg Elser ein großer Mann, einer der ehrwürdigsten Deutschen des vorigen Jahrhunderts“, sagt der Dichter und Dramatiker Rolf Hochhuth, der sich seit langem für die Würdigung des „Wilhelm Tell des 20. Jahrhunderts“ einsetzt, denn „Elser hatte den Mut und die Vision, Deutschland vor dem Schlimmsten zu bewahren. Dieser einfache Tischlermeister war ein Mann aus dem Volk. Er handelte schon sechs Jahre vor Stauffenberg als Einzelgänger und setzte sein Leben aufs Spiel, um den Krieg zu verhindern“.

Hochhuth, der der Wettbewerbsjury angehört, freut sich über das internationale Echo. Ihm persönlich schwebt eine figürliche Darstellung vor, für die als Denkmalsort das Gelände des einstigen Führerbunkers an der Gertrud-Kolmar- Straße infrage käme, nahe dem Holocaust-Mahnmal. Schon vor 40 Jahren würdigte der Dichter Johann Georg Elser in einer Ballade. Am Schluss schreibt Hochhuth bitter: „Noch sechs Jahrzehnte nachher nennt kein Lexikon den Namen Elser! ... Dies Volk liebt zwar die Freiheit – doch nicht die, die sich für sie geopfert.“ Lothar Heinke

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