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Hitzewelle

© Davids/Seidel

Hitzewelle: Der Sommer ist in trockenen Tüchern

Berlin muss keine Angst vor der Sonne haben: Trotz der Hitze ist der Wassernachschub sicher - und das Gras wird auch wieder grün.

Seit einem Monat hat es kaum noch geregnet, seit einer Woche ist es hochsommerlich – und dabei bleibt es, so weit das Meteorologenauge reicht. Ist dieses Wetter nun traumhaft oder ein Albtraum?

Hans-Gottfried Walter vom Grünflächenamt Mitte erklärt, wie nahe Licht und Schatten beieinander liegen können: "Manche laufen kreischend vor Freude durch unsere Rasensprenger, und manche schicken Rechnungen, weil ihre Kleidung nass geworden ist." In diesen Tagen, sagt Walter, "sind wir mit allem, was wir haben, draußen und wässern". Allein in den Großen Tiergarten würden zurzeit täglich 8000 Kubikmeter Wasser aus dem Landwehrkanal gepumpt.

Junge Bäume gießen

Das Berliner Grün insgesamt sieht aber auch Walters Charlottenburg-Wilmersdorfer Kollege Christoph-Maria Masberg nicht bedroht. Zwar würden die Mittelstreifen der Straßen "zur Savanne", aber die Parks würden automatisch bewässert. Verdorrter Rasen erhole sich nach dem nächsten Regen bald wieder. Nur die frisch gepflanzten Bäume bekämen mangels tiefer Wurzeln bei der Trockenheit Probleme. Mit einer Aufkleberkampagne ruft der Bezirk die Bürger jetzt dazu auf, junge Bäume zu gießen. Auch in anderen Bezirken ist die Hilfe der Bürger hoch willkommen: "Wir sind froh über jeden Eimer Wasser", sagt Walter.

Für den Getränkehandel ist das trockene Wetter wie ein warmer Regen. Getränke Hoffmann meldet ein Umsatzplus von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In den 17 Filialen der Firma Lehmann gehen laut Einkäufer Heinz-Gerd Hamacher vor allem Schorlen und Wasser gut. Bier werde bei mehr als 25 Grad eher weniger verkauft, dafür steige der Anteil der Biermischgetränke. Engpässe gebe nur beim französischen Wasser – wegen der langen Lieferwege. Einheimische Produkte seien "uneingeschränkt verfügbar". Bei anhaltender Hitze müsse das aber nicht so bleiben.

Genug Wasser für Berlin

Zumindest das Wasser wird nicht knapp. Zwar sei der Verbrauch der Berliner seit Mitte Mai deutlich gestiegen, sagt Eike Krüger, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe: von durchschnittlich rund 500000 auf mehr als 800000 Kubikmeter am Tag. Die Wasserwerke würden sogar mehr als eine Million Kubikmeter am Tag liefern können. Und der zurzeit hohe Grundwasserspiegel sichere den Nachschub. Auch bei der zweiten Erfrischungsdusche braucht man also kein schlechtes Gewissen zu haben.

Wegen der Hitze haben die Schwimmbäder länger geöffnet. Laut Vorstandschef Klaus Lipinsky ein "Kundenservice" aus gutem Willen, der mehr koste, aber keine Mehreinnahmen bringe, weil viele Leute einfach ihre Tageskarten länger nutzten. In den Kombibädern Mariendorf und Spandau Süd, dem Sommerbad am Insulaner sowie am Strandbad Wannsee kann bis 21 Uhr geplanscht werden. Das Kombibad Gropiusstadt und das Sommerbad Mariendorf sind bis 20 Uhr geöffnet.

Mücken bekommen Nachwuchsprobleme

In den Rettungsstellen der Berliner Krankenhäuser sind Hitzegeschädigte bisher die Ausnahme. "Wir haben einen normalen Ablauf wie immer", sagt Rajan Somasundaram, ärztlicher Leiter der Rettungsstellen am Klinikum Benjamin Franklin. Auch Erkältungen wegen eingeschalteter Klimaanlagen habe er kaum erlebt. Im Virchow-Klinikum in Wedding spüren die Mitarbeiter vor allem, dass viel geradelt wird: Am vergangenen Wochenende hatte die chirurgische Rettungsstelle dort 25 Prozent mehr Patienten mit Brüchen und Schürfwunden als sonst. Und einige Ältere haben Kreislaufprobleme, weil sie zu wenig trinken.

Nach dem Kaltstart im April gedeihen die Insekten jetzt umso zahlreicher – vor allem Wespen, Bienen und Hornissen. Die Mücken dagegen profitieren zwar vom Nahrungsangebot durch leicht bekleidete Menschen, bekommen aber allmählich Nachwuchsprobleme, weil ihre Brutplätze in Pfützen und Regentonnen knapp geworden sind. (J.O./liv/obs)

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