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Berlin: Hochspannung zwischen den Stromversorgern

Konzerne kämpfen mit harten Bandagen um Kunden. Nun ließ Vattenfall eine Werbung des Konkurrenten Nuon gerichtlich stoppen

Die Berliner Stromversorger Nuon und Vattenfall liefern sich einen erbitterten Kampf um die Berliner Privathaushalte. Ausgetragen wird die Schlacht auf Plakaten, in Radiospots und neuerdings vor Gericht. Ex-Monopolist Vattenfall hat jetzt eine einstweilige Verfügung gegen eine neue Werbung von Nuon erwirkt, die eigentlich diese Woche laufen sollte.

Mit seiner Kampagne wollte Nuon die zum 1. Mai bevorstehende Vattenfall-Preiserhöhung von durchschnittlich sechs Prozent aufspießen. Wie ein Countdown sollten tägliche Radiospots geschaltet werden, in denen es hieß: „Nur noch ... Tage bis zur Preiserhöhung bei Vattenfall“, verbunden mit der Aufforderung, den Anbieter zu wechseln. Dagegen klagte Vattenfall zunächst erfolgreich, wie die Sprecherin des Berliner Landgerichts, Katrin Schönberg, bestätigte. „Ungeachtet der Richtigkeit der Aussage“ handele es sich um eine „Herabsetzung bzw. Verunglimpfung der geschäftlichen Verhältnisse“, urteilten die Richter unter Berufung auf das „Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb“ (UWG). Ein Urteil in der Hauptsache steht noch aus, die Kampagne ist gleichwohl gestoppt.

Vattenfall sei „darauf aufmerksam gemacht worden“, dass Nuon seine Kampagne im Internet angekündigt habe, sagte Vattenfall-Sprecherin Barbara Meifert. So habe das Unternehmen noch vor dem Nuon-Kampagnenstart die gerichtliche Verfügung beantragen können. Sie begründete die Klage damit, daß die beanstandete Aussage „keine verwertbare Preisinformation für den Verbraucher“ enthalte. Nuon wollte sich zu dem Rechtsstreit nicht äußern. Allerdings zeige der Streit, daß der Stromriese Vattenfall „mit uns auf Augenhöhe kommuniziert“ und „uns als Konkurrent ernst nimmt“, sagte Nuon-Chef Henning Borchers. Einfallsreiche Werbung ist aus seiner Sicht notwendig, weil „noch nicht alle Berliner erkannt“ hätten, dass sie „etwas gegen die Preiserhöhungen bei Vattenfall tun können“. Über den Erfolg seiner Kampagne sagte Borchers lediglich, daß sich „immer mehr Berliner für Nuon-Strom entscheiden“ würden.

Nuon präsentiert sich bereits seit einigen Wochen angriffslustig. Auf Plakaten wird derzeit für „Preissicherheit“ und „Vertragsfreiheit“ geworben. In einem als „Verbraucherinformation“ betitelten Radiospot ging es Anfang dieses Monats schon einmal um die bevorstehenden Preisanhebungen bei Vattenfall. Vattenfall konterte seinerzeit mit einer Gegenkampagne und stellte sein Engagement für den Sport und soziale Institutionen in der Stadt heraus – gefolgt von der Aufforderung, den Anbieter nicht zu wechseln und so den guten Zweck weiter zu unterstützen. „Nicht wechseln“ lautet auch die Botschaft auf neuen Plakaten, die Vattenfall vor wenigen Tagen aufhängen ließ.

Christoph Lemmer

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