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Berlin: Höhere Hürden beim Zugang zum Gymnasium?

„Ich bin baff“, waren die ersten Worte, die Harald Mier zum schlechten Abschneiden der Berliner Gymnasiasten einfielen. Der Vorsitzende des Verbands der Oberstudiendirektoren war nicht darauf gefasst gewesen, dass Berlins Gymnasiasten bei der mathematischen Kompetenz nur vor Bremen und beim Lesen nur vor Bremen und Hamburg landen würden.

„Ich bin baff“, waren die ersten Worte, die Harald Mier zum schlechten Abschneiden der Berliner Gymnasiasten einfielen. Der Vorsitzende des Verbands der Oberstudiendirektoren war nicht darauf gefasst gewesen, dass Berlins Gymnasiasten bei der mathematischen Kompetenz nur vor Bremen und beim Lesen nur vor Bremen und Hamburg landen würden. Dann allerdings gab Mier zu bedenken, dass die im Jahr 2003 getesteten 15Jährigen noch von keiner der vielen Pisa-Reformen profitieren konnten. Und er erinnerte daran, dass in Berlin ein völlig freier Zugang zum Gymnasium besteht: Wenn ein Gymnasium Plätze frei hat, muss es auch Schüler mir Real- oder Hauptschulempfehlung nehmen. Vielleicht müsse man da doch Hürden setzen, gab Mier zu bedenken.

Für die kommissarische Leiterin des Neuköllner Ernst-Abbe-Gymnasiums steht fest, warum die Berliner Gymnasiasten so schlecht abschneiden: Die Grundschüler kämen mit derart „grottenschlechten“ Kenntnissen aus den sechsjährigen Grundschulen, dass man zunächst viel Zeit dabei verliere, die Lücken zu schließen, klagt Carola Fengler. Die Kinder beherrschten „weder Bruchrechnung noch Rechtschreibung“ und hätten mitunter einen „geringen Wortschatz“. Um die Kinder früher fördern zu können, habe ihre Schule beantragt, ab Klasse 5 zu starten – bislang gab es keine Reaktion.

Ob jetzt eine neue Diskussion um die sechsjährige Grundschule beginnt, ist offen. Die Gegner des längeren gemeinsamen Lernens werden sicher darauf verweisen, dass Brandenburg und Berlin zu den Schlusslichtern gehören – ausgerechnet die beiden einzigen Bundesländer mit sechsjähriger Grundschule. Um die alte Diskussion mit Fakten zu unterlegen, untersucht die Humboldt-Universität zurzeit die Leistungszuwächse von Fünft- und Sechstklässlern an Grundschulen und grundständigen Gymnasien. Ergebnisse sind noch nicht bekannt.

Die Gymnasien sollten „endlich aufhören, sich über die Grundschulen zu beklagen und lieber versuchen, die Unterschiedlichkeit der Kinder zu respektieren“, forderte gestern Peter Heyer vom Berliner Grundschulverband. Darüber hinaus appellierte er an den Senat, die Grundschulen besser personell auszustatten: Die OECD bemängele seit langem, dass Deutschland zu wenig in die ersten Schuljahre investiere: Die Klassen seien zu groß, außerdem fehlten Erzieher. sve

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