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Immer rin die jute Stube. Klaus Wowereit lädt zum Hoffest, das einst sein Vorgänger Eberhard Diepgen ins Leben gerufen hat.

© dpa

Hoffest beim Regierenden Bürgermeister: Tanz den Wowereit

Ob BER-Desaster, Schmitz-Affäre oder Tempelhof-Entscheidung: Zu feiern gab's für Wowereit in letzter Zeit nicht gerade viel. Da ist doch mal schön, dass wieder Hoffest im Roten Rathaus ist. 3500 Gäste werden dazu am Mittwochabend im Roten Rathaus erwartet

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Seit Dienstag ist das Gelände rund um das Rote Rathaus abgesperrt: Die Stände für das Hoffest am Mittwoch werden aufgebaut, Schankanlagen installiert und Bühnen aufgebaut. Es ist das 14. Mal, das der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) einlädt. 3500 Gäste werden in diesem Jahr erwartet – aus Sicherheitsgründen nicht mehr.

Zum ersten Mal fand das Hoffest im Berliner Rathaus im September 1999 statt. Der damalige Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen sprach von einer „neuen Tradition“, die hier anstelle des Laubenpieper-Festes in Bonn entstehen sollte. Mit schätzungsweise 5000 Gästen war die Party hoffnungslos überfüllt. Die beliebteste Anekdote damals handelte von einem typischen Berlin-Klischee, das viele Bonner mitgebracht hatten. Darin machte ein Ex-Bonner sich auf, seine neue Berliner Umgebung kennenzulernen. Er schellte nebenan und stellte sich vor: „Ich bin ihr neuer Nachbar.“ Antwort des alteingesessenen Hausbewohners: „Na und?“ Während sich mancher Ureinwohner nach der Pointe erkundigte, erzählten die Neuzuzügler gerne, wie die korrekte Bonner Reaktion auf solch einen ungewöhnlichen Auftritt gewesen wäre: „Komm’ Se rein, trinken Se ’n Schnaps.“ Lange her, Berlin hat sich verändert seitdem.

Die Popularität des Hoffestes freilich ist geblieben, und das bekommt der Chef vom Dienst des Presse- und Informationsamtes Hans-Friedrich Müller immer mal wieder zu spüren. Die Zahl der Gäste ist begrenzt, aber viel mehr wollen immer wieder dabei sein. Vor einigen Jahren versuchte ein Journalist gar über den Petitionsausschuss an eine Einladung zu kommen. Müller musste Rede und Antwort stehen und fand heraus, dass es zu dem Zeitpunkt in Berlin 13 000 Besitzer gültiger Presseausweise gab

Vor zwei Jahren gab's Bordkarten als Tickets

Auch vor zwei Jahren fand das Hoffest im Juni statt, und die Eintrittskarten waren in Anspielung auf die ursprünglich geplante Flughafen-Eröffnung wie Flugzeug-Bordkarten gestaltet. Der Gastgeber Klaus Wowereit kommentierte das gelassen: „War toll gedacht, ist aber dumm gelaufen.“ In diesem Jahr gab es „nur“ eine dumme Panne: Auf den Einladungskarten stand zunächst ein falsches Datum, was jedoch mit einer nachgesandten Karte schnell „geheilt“ werden konnte.

Auf dem Hoffest trifft man alle: Politik, Kultur, Sport, Gesellschaft und bunte Menschen wie Dragqueens oder exaltierte Künstler. Nachts wird regelmäßig im Kellergewölbe in der Disco abgerockt. Annäherungen finden dort statt, Verbrüderungen und hitzige Diskussionen. Schon den einen oder anderen hat der allzu freizügige Umgang mit Alkohol niedergestreckt. Dumm gelaufen war es für André Stephan, den das Hoffest vor drei Jahren sein Amt als Wahlkampf-Chef der Grünen kostete. Gegen vier Uhr morgens fiel er zwölf Wochen vor der Abgeordnetenhauswahl einer Polizeistreife auf. An der Kreuzung Holzmarkt und Lichtenberger Straße war er vor einer Ampel im Auto eingeschlafen. Die Diagnose der Polizisten lautete „sehr viel Alkohol“.

Es ist ein „Who is who“ der Landespolitik. Dort trifft man altbekannte Gesichter. Als Ehrhart Körting zum Beispiel im Oktober 2011 seinen Abschied als Berliner Innensenator verkündete, sagte er: „Ich bin 69, und ich will noch einmal was anderes machen.“ Acht Monate später sprach er auf dem Hoffest begeistert über seine Hobbys: das Sammeln chinesischer Briefmarken – „unter Mao“, wie er betonte. Und das Übertragen von Schriften des Staatsmanns Johann Christoph von Woellner aus dem Altdeutschen.

Beim 14. Hoffest werden Landespolitiker aller Parteien erwartet. Auch die Bundespolitik hat sich angekündigt: Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Bundesumweltministerin Barbara Hendricks wollen dabei sein, außerdem der chinesische Botschafter Mingde Shi, Hertha-Präsident Werner Gegenbauer, Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union, KPM-Chef Jörg Woltmann, Jette Joop, Florian Langenscheidt, Jasmin Tabatabai, Brigitte Grothum, Hans und Daniel Wall, Klaus-Theo Gärtner oder Klaus Herlitz. Und es wird wieder Zaungäste geben, die ihre Einladungskarte „vergessen“ haben.

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