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Berlin: Hohe Drehzahl

Traditionen werden erst dann richtig wichtig, wenn man an ihnen festhält. Der ADAC Berlin-Brandenburg ist tradtionsbewusst, in jeder Hinsicht.

Traditionen werden erst dann richtig wichtig, wenn man an ihnen festhält. Der ADAC Berlin-Brandenburg ist tradtionsbewusst, in jeder Hinsicht. Daher stand nie in Zweifel, dass der Automobilclub zu seinem alljährlichen Ball wieder in das ICC einlädt. Das ist nicht nur konsequent und damit traditionsbewusst, sondern obendrein auch noch äußerst praktisch.

Denn der Ball, der nach ADAC-eigenen Definitionen "kurze Beschleunigungsphasen und hohe Drehzahlen" verspricht, kann nicht so ohne weiteres auf das ICC verzichten. Wegen der größten Tanzfläche der Stadt nicht, die garantiert, dass die knapp 5000 Ballgäste auch genügend Platz finden, aber auch wegen der vielen Parkplätze unter demselben Dach nicht. Die sind nämlich äußerst komfortabel: Mit der Abendrobe aus der Limousine ausgestiegen, vom Parkhaus direkt in den Fahrstuhl und - pling - schon steht man im Ballsaal. Dort spielt zum Tanz die Ambros Seelos Showband, die den Abend abwechselnd mit dem Swing Band Orchestra und Andrej Hermlin bestreitet. Für die feierliche Eröffnung samt Showblock mit dem Deutschen Fernsehballett läßt sich Wolf Wegener - auch das ist Tradition - mehr als eine Stunde nach Beginn des Balls Zeit.

Auch wenn der Berliner Presseball jüngst in die Staatsoper Unter den Linden umgezogen ist und niemand, wirklich niemand, dem Kongresszentrums-Charme des ICC, seinen weitläufigen Foyers und surrenden Rolltreppen eine Träne nachgeweint hat, ADAC-Chef Wegener, seine Frau Ilse und die Ihren bleiben sich und dem ICC treu. Dem in den 70ern futuristisch wirkenden und deshalb damals modernen Interieur des ICC setzen sie 300 000 Frühlingsblumen und Millionen kleiner Glitzerlichter entgegen, auf dass der Saal und die Foyers Atmosphäre ausstrahlen. Das hat all die Jahre gut geklappt und war auch diesmal wieder so.

Der ADAC-Ball gilt - auch das ist Tradition - weniger als hoch-glamouröses denn als Tanz-Fest für die breite Masse. Trotzdem sind auch zur 75. Ballnacht der Autofreunde prominente Gäste dabei. Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm zum Beispiel, der vis-à-vis von dem CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, Michael Glos, Platz nahm, dann der Senator Klaus Böger, aber auch Eberhard Diepgen oder auch, besonders willkommen geheißen durch den ADAC-Chef, der US-Botschafter Daniel R. Coats. Der Chef der Deutschen Bahn, Hartmut Mehdorn, brachte einen der wertvollsten Preise der Mitternachtsverlosung (Motto: "Es lohnt sich, wieder zu reisen") mit: eine Jahres-Netzkarte. Noch ein bisschen begehrter: die Kreuzfahrt mit der MS Europa.

Und der amtierende, sonst nie eine Feier-Gelegenheit auslassende Regierende? Nein, Klaus Wowereit hat sich nicht für den ADAC-Ball erwärmen können - jedenfalls steht sein Name nicht auf der Gästeliste. Aber, wer weiß, traditionielle ADAC-Ball-Besucher wissen das, die Nächte im ICC sind lang, so mancher Gast hat sich schon spontan entschlossen, doch zu kommen, und der Abend ist ja noch jung. Vorausgesetzt jedoch, er besteht nicht auf einer Sitzplatzkarte. Denn der ADAC-Ball, das größte Tanz-Spektakel der Stadt, war wieder seit Wochen ausgebucht.

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