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Berlin: Hohe Kunst im Autohaus

Klaus Maria Brandauer las von Klein gegen Groß

„Foahrst wieder in die Stadt, Leute foppn“, fragte einst der Oberförster von Altaussee seinen Freund und ortsbekannten ehemaligen Ministranten. Der heißt Klaus Georg Steng und wurde mit dem „Foppen“ berühmt, wenn auch unter anderem Namen. International kennt man den Schauspieler Klaus Maria Brandauer spätestens seit 1978, als er mit seiner Hauptrolle in dem oscargekrönten Film „Mephisto“ zum Star wurde.

Am Samstagabend hatte der Burgschauspieler auf Lebenszeit in Berlin an eher ungewöhnlichem Ort einen mit Blumen und viel Beifall geehrten Aufritt. Im PorscheZentrum „foppte“ Brandauer aber nicht seine Fans, sondern las ihnen „Geschichten zum Davidprinzip“ vor. Dem Thema „Klein gegen Groß“ fühlt sich die Porsche AG verbunden, seitdem 2002 zum 50. Geburtstags ihres Vorstandsvorsitzenden Wendelin Wiedeking erstmals dessen Buch „Das Davidprinzip“ erschien. Mit Texten über Macht und Ohnmacht der Kleinen nicht nur von dem Porsche-Chef selbst, sondern auch Mitautoren wie Martin Walser, Hans-Olaf Henkel, Gerhard Schröder und Steffi Graf.

Berlin war jetzt nach München die letzte von sechs Porsche-Stationen, in denen Brandauer das vorlas, was er selbst zum „Davidprinzip“ ausgesucht hatte – von Friedrich Schiller bis zu Herbert Grönemeyer. Fast szenisch zelebrierte der Darsteller von „Oberst Redl“ oder „Rembrandt“ Texte wie Brechts „Lied von der Moldau“, in dem bekanntlich das Große nicht groß bleibt und das Kleine nicht klein oder die Geschichte der Gebrüder Grimm vom „Hasen und dem Igel“. Sprech- und Darstellungskunst vom Allerfeinsten bot der bald 61-Jährige und faszinierte damit nicht nur die Damen. Mehr als eine Zugabe gewährte der zunehmend beleibtere Steiermärker trotzdem nicht. „Gute Nacht und träumen Sie süß“, sprach er und entschwand. Wahrscheinlich in einem Porsche, der Marke ist Brandauer seit Jahren verfallen. hema

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