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Berlin: Hohenschönhausener Kulturtage eröffnet - Mit Fotos, Filmen und Diskussionen gegen Vorurteile

Bis drei zählen können wir auch zehn Jahre nach dem Ende der verordneten Völkerfreundschaft noch, sagte man sich in Hohenschönhausen und gab den diesjährigen "Tagen der russischen Kultur" den Titel "Ras, dwa, tri - Berlin bleibt russisch". Umstritten sei dieses Motto schon gewesen, räumte Bürgermeisterin Bärbel Grygier (parteilos, für PDS) am Montagabend bei der Eröffnung der Kulturtage ein.

Bis drei zählen können wir auch zehn Jahre nach dem Ende der verordneten Völkerfreundschaft noch, sagte man sich in Hohenschönhausen und gab den diesjährigen "Tagen der russischen Kultur" den Titel "Ras, dwa, tri - Berlin bleibt russisch". Umstritten sei dieses Motto schon gewesen, räumte Bürgermeisterin Bärbel Grygier (parteilos, für PDS) am Montagabend bei der Eröffnung der Kulturtage ein. Aber, sekundierte ihr die Ausländerbeauftragte des Bezirks, Bärbel Olhagaray, "Hohenschönhausen ist ja immer für eine Provokation gut".

Die Veranstaltungsreihe soll die Bewohner des Bezirks bis zum 4. September und möglichst darüber hinaus mit dem frechen Motto versöhnen. Das Programm bietet unter anderem eine Ausstellung künstlerischer Fotografien aus "Petersburg und anderswo", eine Diskussion über "Russen in Deutschland", einen sowjetischen Film-Klassiker der Vor-Perestroika-Zeit, zwei Literaturabende und zum Abschluss ein russisches Folklorefest. Es gehe ihr auch um die Annäherung der etwa 10 000 russischsprachigen Hohenschönhausener und der übrigen Bewohner des Bezirks, sagte die Bürgermeisterin. Den Vorurteilen von "Russen-Mafia" bis "Sozialhilfe" wolle sie ein kulturelles und zwischenmenschliches Gegengewicht setzen.

"Russische Familie sucht Wohnung. Pfütze. Wolkenstraße. Händlerin der Jahreszeiten." So lauten einige der Titel der Ausstellung "Petersburg und anderswo", die der aus der Stadt an der Newa stammende Fotograf Jakov Kaplun im Rathaus von Hohenschönhausen zeigt. Kaplun lebt seit fast zwanzig Jahren in Berlin und reiste seitdem nicht nur in seine Heimat. Im nüchternen Foyer des Bezirksamts entfaltet sich der rätselhafte Zauber fotografierter Stillleben von Objekten und Landschaften zwischen Berlin, Petersburg, New York, Prag und Sardinien.

Die Ausstellung von Jakov Kaplun ist bis zum 4. September im Bezirksamt, Große-Leege-Straße 103, zu sehen. Am heutigen Mittwoch wird im Frauentreffpunkt Courage, Wartenberger Straße 24, ab 19 Uhr über "Russen in Deutschland" diskutiert, am morgigen Donnerstag zur gleichen Zeit über die Frage "Wohin geht Russland?" (jeweils nach Einführungen von Spezialisten). Der sowjetische Film "Die Vogelscheuche" (1983) läuft im Kino Venus, Degnerstraße 9, am Dienstag, 31. August und am Mittwoch, 1. September, jeweils um 18 Uhr. Der russische, in Frankfurt am Main lebende Dichter Oleg Jurjew liest am Mittwoch, 1. September, 20 Uhr im Studio im Hochhaus, Zingster Straße 25, aus seinem neuesten Werk. Am Donnerstag, 2. September, 20 Uhr, liest Jurij Ginsburg dort aus der Dissidentenliteratur der 60er und 70er Jahre. Das russische Folklorefest mit Musik, Tanz und russischen Spezialitäten beginnt am 4. September im Nachbarschaftsheim, Am Berl 9, um 15 Uhr. Weitere Informationen bei der Ausländerbeauftragten unter der Telefonnummer 98 20 64 00.

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