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Pappe-Fan: Tom Hanks war am Wochenende beim DFB-Pokalfinale - und in Eisenhüttenstadt, um sich sein Trabi-Geschenk abzuholen

© dpa

Hoher Besuch in "Iron Hut City": Tom Hanks wird zum Trabi-Liebhaber

Tom Hanks schwärmte bereits im US-Fernsehen von der "Iron Hut City" Eisenhüttenstadt. Nun war er wieder da - und kaufte einen himmelblauen Trabant. Die Stadt hofft auf Nachahmer, denn es gibt noch Exemplare des "Hanks-Modell".

Ausgerechnet ein nur etwa zehn Zentimeter langes und dünnes Plastikteil hat Tom Hanks auf seiner Spritztour in einem Trabant in Verwunderung versetzt. „In den Autos in den Vereinigten Staaten springt der Blinkerhebel nach der Kurve automatisch wieder zurück“, meinte der Oscar-Preisträger nach seiner 30-minütigen Rundfahrt durch Eisenhüttenstadt. Aber sonst wäre er mit dem Auto sehr gut zurechtgekommen. Auch wenn der dritte und vierte Gang etwas schwer zu schalten gewesen seien, habe er den Motor nicht abgewürgt und er sei sogar ein Stück rückwärts gefahren, bekannte der Schauspieler nach seiner Tour am Wochenende.

Eine Pause in den Dreharbeiten für den vor allem in Adlershof entstehenden Film „Ein Hologramm für den König“ hatte Hanks nun schon zum zweiten Mal nach 2011 in die Stadt an der Oder, rund 120 Kilometer südöstlich Berlins, geführt. Damals war er bei einem Rundgang auf einem Parkplatz zufällig auf einen Trabant gestoßen und hatte den Besitzer nach einer Probefahrt gefragt. Der willigte ein, lehnte aber einen Verkauf seines Autos ab.

Hinterher schwärmte Hanks sowohl in der Late-Night-Show von David Letterman als auch bei „Wetten dass“ von der „Iron Hut City“. Als Lettermann ihn in seiner Sendung etwas verdutzt nach dem sonderbaren Ort fragte, beschrieb der Schauspieler die Stadt mit wenigen Worten: „Die ist 1953 von den Kommunisten gebaut worden, um den Leuten zu zeigen, wie großartig das Leben im Sozialismus ist.“ Hanks hatte nach eigenen Worten einen Tipp von einem Freund erhalten, sich doch einmal „Stalinstadt“ näher anzuschauen. Ein Stadtführer erinnerte sich später an die vielen Fragen, ob denn die Häuser damals wirklich für die Arbeiter gebaut worden seien. Hanks habe sich vor allem über die grünen Innenhöfe gewundert.

Marketingerfolg für "Iron Hut City"

Tatsächlich konnten sich die Architekten für die in den fünfziger Jahren gebauten Wohnblöcke noch viel Mühe zum Detail geben. Walter Ulbricht feierte den aus der Kleinstadt Fürstenberg hervorgegangenen Ort als „erste sozialistische Stadt“, die 1953 den Namen „Stalinstadt“ erhielt. Hier wohnten vor allem Beschäftigte des neuen Stahlwerks und deren Familien, das verkehrsgünstig direkt an der Oder aus dem märkischen Kiefernwald gestampft wurde. Seit 1961 trägt der Ort den Namen Eisenhüttenstadt. Von den ursprünglich rund 50.000 Einwohnern zur Wendezeit leben heute noch 27.000 Menschen hier.

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Die Tourismuswerber haben die „Marketingvorlage“ von damals nicht ungenutzt verstreichen lassen. T-Shirts und Tassen mit „Iron Hut City“ gibt es in der Touristeninformation. „Wir haben die liebevolle Übersetzung von Tom Hanks übernommen, auch wenn sie nicht ganz exakt ist“, heißt es von den Touristikern.

Vom Tom-Hanks-Trabi gibt es noch drei Exemplare

Bürgermeisterin Dagmar Püschel (Linke) freut sich sehr über die „tolle Werbung für die Stadt“ durch den erneuten Besuch des Schauspielers. Manchmal brauche man eben jemanden von außen, um auf die Reize der eigenen Stadt aufmerksam gemacht zu werden. Die Wohnkomplexe aus der Anfangszeit seien jetzt fast komplett „durchsaniert“ worden. Hier zeige sich die ideale Vorstellung vom Wohnen, Arbeiten, Kinderbetreuung, Einkauf und Freizeit auf engem Raum. Die ersten Wohnblöcke hätten im Innern einen völlig anderen Zuschnitt erhalten, damit sie auch für junge Leute interessant werden.

Der Werbeeffekt für die Stadt könnte nach dem neuerlichen Besuch von Tom Hanks am Wochenende sogar noch größer ausfallen. Denn diesmal hat er den Trabant sogar gekauft. Einem Automobilmuseum in Kalifornien will er den knapp 25 Jahre alten himmelblauen Trabant „P 601 de luxe Kombi“ überlassen. Das gute Stück besitzt immerhin Heckscheibenheizung, Nebelscheinwerfer und ein Radio, wenn auch keinen automatischen Blinkgeberhebel. Der Verkäufer, den die „Märkische Oderzeitung“ ausfindig gemacht hatte, kann nach eigenen Worten den Verlust verschmerzen. Er habe noch drei weitere Exemplare in seinem Besitz.

Der Tourismusverein bietet Rundgänge durch die Planstadt an. Das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR, das auch Tom Hanks besuchte, ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Auf den Spuren Tom Hanks’: tor-eisenhuettenstadt.de und ddr-alltagskultur.de

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