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Berlin: Holocaust-Gedenken in der S-Bahn Jugendgeschichtswerkstatt gestaltete fahrende Ausstellung

Es ist kurz nach 11.30 Uhr in SBahnhof Charlottenburg.

Es ist kurz nach 11.30 Uhr in SBahnhof Charlottenburg. Die Fahrgäste beeilen sich, um noch den Zug Richtung Erkner zu erreichen. Beim Einsteigen in einen der Waggons der Linie S 3 fällt den meisten Fahrgästen gar nicht auf, dass sie in die fahrende Ausstellung der Jugendgeschichtswerkstatt geraten sind. Erst nachdem sich die Türen schließen, bemerken sie den Unterschied. „Für Juden verboten“, heißt es auf einem Schild an einer Scheibe. Auf einer anderen Scheibe ist das Bild eines kleinen Mädchens mit einem Judenstern am Jäckchen zu sehen. Mit der Aktion „Für Juden verboten – Jüdischer Alltag in Berlin“ erinnerte die Jugendwerkstatt des Vereins Miphgasch-Begegnung am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus an die von Deutschen begangenen Verbrechen.

Ausgestattet mit Frage- und Antwortbögen und dem Kalender des Vereins pendelten mehrere Helfer von 10 Uhr morgens bis um 17 Uhr am Nachmittag zwischen Grunewald und Erkner, um Wissen zu testen und Gespräche zu führen. Mit dabei war auch die Seniorengruppe „Theater der Erfahrung“ und der Zeitzeuge Werner Foß, der den Holocaust überlebt hat. Mehrere Schulen nutzten die fahrende Ausstellung für ihren Wandertag und stiegen bewusst in diesen Waggon ein. Aber auch ahnungslose Fahrgäste, die nur ein paar Stationen fahren wollten, fuhren mit und schauten auf eine Tafel, die einen Brief der BVG vom 1. Oktober 1941 zeigte: „Nachdem die Kenntlichmachung der Juden durchgeführt worden ist, (…) ist den Juden die Benutzung von Straßenbahnen, Omnibussen und U-Bahnzügen weiterhin erlaubt“, heißt es darauf. Allerdings dürften sie nicht mitfahren, wenn dafür „arische“ Gäste wegen Überfüllung draußen bleiben müssten. Ab dem 1. Mai 1942 waren Juden dann ganz vom öffentlichen Nahverkehr ausgeschlossen.

Die Helfer drückten den Fahrgästen ihre Fragebögen in die Hand. „Wann und womit begann der Zweite Weltkrieg?“, „Woher stammen die meisten jüdischen Opfer des Nationalsozialismus?“, „Ab wann durften Juden keine Telefone mehr besitzen?“ Bei manchen Fragen konnten viele Fahrgäste nur raten. Projektleiterin Franziska Gabler war am Ende dennoch sehr zufrieden. Immerhin hätten so gut wie alle mitgemacht. suz

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