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Nicht immer gehen Besucher des Holocaust-Mahnmals sorgfältig mit dem Gedenkplatz um.

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Holocaust-Mahnmal als Urinal benutzt: "Ein verheerendes Bild von Berlin"

Im Interview äußert sich der Silvesterfeier-Veranstalter Willy Kausch über Besucher, die auf das Mahnmal urinieren. Er ist über den Vorfall entsetzt.

Ein Mann uriniert auf das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Stelen werden als Abschussrampen für Feuerwerk missbraucht: Ein düsteres Video aus der Silvesternacht zeigt, wie das Holocaust-Mahnmal während der großen Party am Brandenburger Tor auf diese und andere Weise geschändet wurde. Wie berichtet, steht der Clip vom deutschen Jahreswechsel inzwischen auf der Homepage eines israelischen Radiosenders und erregt international Aufsehen. In Berlin wird unterdessen heftig diskutiert, wie sich derartige Übergriffe künftig vermeiden lassen. Christoph Stollowsky sprach darüber mit dem Veranstalter der Silvesterfête am Brandenburger Tor, Willy Kausch.

Herr Kausch, in der Nähe des Mahnmals sind auch künftig Großveranstaltungen geplant. Im Sommer wird die Straße des 17. Juni beispielsweise wieder zur Fanmeile für die Fußball-WM. Wie kann man den Vandalismus auf dem Stelenfeld dabei verhindern?
Das Mahnmal liegt zwar außerhalb unseres Partybereichs am Brandenburger Tor, aber natürlich verurteile ich diese Schändung in der Silvesternacht aufs Schärfste. Wenn so etwas weltweit in den Medien verbreitet wird, vermittelt es auch ein verheerendes Bild von Berlin – und von unserer Veranstaltung. Es ist aber sehr schwierig, so etwas vorbeugend zu vermeiden. Umfangreiche Absperrungen rund ums Mahnmal bei jedem Event würden den Sinn des öffentlichen Gedenkortes ad absurdum führen.

Silvesterfeier-Veranstalter Willy Kausch.
Silvesterfeier-Veranstalter Willy Kausch.

© dpa

Haben Sie eine bessere Idee?
Man sollte Streifen zur Überwachung einsetzen. Wenn mehrere Gruppen von Sicherheitsleuten mit Hunden das Mahnmal während Großveranstaltungen regelmäßig im Auge behalten, wird sich wohl kaum jemand mehr trauen, es vor diesen Aufpassern derart zu schänden. Solche Einsätze würde auch ich als Veranstalter unterstützen. Es gibt dabei aber leider vielerlei bürokratische Hindernisse.

Welche Hürden gibt es denn?
Die privaten Sicherheitsleute unserer Silvester-Veranstaltung können beispielsweise außerhalb des Festgeländes niemanden zur Rechenschaft ziehen. Sie dürfen das Areal auch erst gar nicht verlassen. Die Polizei wiederum verweist auf die Zuständigkeit des Bezirkes Mitte. Und dessen Ordnungsamt fühlt sich überfordert, ein tragfähiges Sicherheitskonzept an der Gedenkstätte alleine erfolgreich durchzusetzen.

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Wie lässt sich dieses Problem lösen?
Alle Beteiligten von Großveranstaltungen müssten sich zusammensetzen und die Sache möglichst unbürokratisch am runden Tisch organisieren. Das muss doch bei einer derart wichtigen Angelegenheit für Berlin möglich sein. Wie gesagt: Ich trage gerne mit meiner Veranstaltungsagentur dazu bei und bin für Lösungsvorschläge offen.

Willy Kausch, 56, ist der Chef der von ihm gegründeten K.I.T. Management Group. Seine Agentur organisiert unter anderem seit 19 Jahren die Silvester-Feste am Brandenburger Tor.

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