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Es bröselt. Etliche Stelen des Mahnmals sind in schlechtem Zustand. Das fühlt man zum Beispiel an den Kanten. Die Ursache ist weiterhin unklar.

© Kai-Uwe Heinrich TSP

Holocaust-Mahnmal in Berlin: Der Beton bröckelt

Es gibt Risse in den Stelen des Holocaust-Mahnmals – bereits vor vier Jahren wurden sie im Beton entdeckt. Gefahr besteht für die Besucher angeblich noch nicht.

Zuletzt waren es die Ecken, die am dunklen Beton der Stelen vom Holocaust-Mahnmal bröselten. Risse gab es schon lange, einige überlaufen die Stelen der Länge nach. Zu übersehen sind sie nicht mehr. Aber droht der Beton gar zu zerbersten und besteht dabei die Gefahr, dass einer der Tausenden Besucher des Mahnmals verletzt werden könnte? Und warum wird das Bauwerk von Peter Eisenmann nicht gründlich saniert?

Auf diese Fragen, die sich in diesen sonnigen Tagen stellen, während wieder fast alle Berlin-Besucher das Mahnmal besuchen, antwortet die zuständige Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas so: „Zur Wahrung der Verkehrssicherheitspflicht werden besonders betroffene Stelen mit Stahlmanschetten versehen.“ Bei 48 der ursprünglich 2711 Stelen sei dies geschehen. Alle sechs Monate würden Gutachter die Stelen auf alte und möglicherweise neu entstehende Risse untersuchen. Besucher des Stelenfeldes seien deshalb „nicht gefährdet“.

"Eine Gefahr ist nicht erkennbar"

Entwarnung gibt auch der zuständige Baustadtrat des Bezirks Mitte: „Uns ist keine bauaufsichtsrechtliche Anzeige bekannt, wonach Gefahr im Verzuge sein könnte“, sagt Carsten Spallek. Dies sei aber die Voraussetzung für eine Sperrung des Stelenfeldes für Besucher. Aus eigener Anschauung habe er die Veränderungen am Beton der Stelen ebenfalls beobachten können. Dass davon aber eine Gefahr ausgehen könnte, sei bislang nicht erkennbar.

Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hieß es auf Anfrage: „Die Verkehrssicherheit liegt in der Verantwortung des Betreibers, und das ist die Stiftung“, so Sprecherin Petra Rohland. Die Verwaltung vertrete aber die Stiftung bei dem Versuch, vor dem Landgericht die Ursache für die Schäden und den Aufwand für die Beseitigung des Schadens herauszufinden – bevor Regressforderungen gestellt werden. Einem Sprecher des Landgerichtes zufolge handelt es sich um ein Beweisverfahren mit dem Ziel, einen Prozess zu vermeiden.

Noch liegt das Gutachten unter Verschluss

Eine Sanierung des Mahnmals ist damit in weiter Ferne. Zumal die Stiftung selbst einräumt: „Derzeit können keine tragfähigen Aussagen zur Methode einer Sanierung schadhafter Stelen oder Herstellung rissfreier Stelen getroffen werden“. Erst wenn diese Informationen vorlägen, könne man auch die Kosten eines solchen Eingriffs kalkulieren.

Den Beton für das Stelenfeld hatte die Firma Genthner Bau geliefert. Fragen zu den Ursachen der Schäden hatte diese bislang nicht beantwortet. Bei der Fertigstellung des Mahnmals hatte sich Architekt Peter Eisenmann begeistert gezeigt über das Erscheinungsbild und die Güte der Stelen.

Doch bereits Ende 2010 war, wie berichtet, eine der ursprünglich 2711 Stelen so stark beschädigt, dass sie auf Vorschlag eines Gutachters aus dem Feld entfernt wurde, um im Aachener Institut für Bauforschung untersucht zu werden. So hofft man den Ursachen für die Risse auf die Spur zu kommen. Dem Vernehmen nach sind die niedrigeren Stelen innen hohl, was die Bildung von Rissen erleichtern könnte. Noch liegt das bereits fertiggestellte Gutachten aber unter Verschluss.

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