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Berlin: Holocaust-Plakat: Das umstrittene Riesenposter wird vorzeitig abgehängt

Das umstrittene Holocaust-Plakat soll noch im Laufe dieser Woche aus der Öffentlichkeit verschwinden. Darauf habe sie sich mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, verständigt, teilte Lea Rosh gestern mit.

Von Frank Jansen

Das umstrittene Holocaust-Plakat soll noch im Laufe dieser Woche aus der Öffentlichkeit verschwinden. Darauf habe sie sich mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, verständigt, teilte Lea Rosh gestern mit. "Wir sind nicht vernagelt", sagte die Vorsitzende des "Förderkreises zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden" in Anspielung auf die wachsende Kritik an dem Spendenaufruf mit dem Slogan "den holocaust hat es nie gegeben". Sie nehme zur Kenntnis, "dass sich ehemalige KZ-Häftlinge betroffen fühlen", sagte Rosh, auch wenn deren Interpretation des Spendenaufrufs falsch sei. Mehrere Berliner, darunter ein Jude, der selber im KZ gesessen und mehrere Angehörige in Auschwitz verloren hatte, empfanden den Slogan als Bestätigung der Holocaust-Leugner und stellten, wie berichtet, Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft.

Rosh betonte, der siebenköpfige Vorstand des Förderkreises müsse noch einen entsprechenden Beschluss zum Abbruch der Kampagne fassen. Dies soll am heutigen Dienstag geschehen. Laut Rosh wurden bereits Zeitungsannoncen mit dem Spendenaufruf gestoppt, die an Gaststätten verteilten Gratis-Postkarten sollen eingesammelt werden. Paul Spiegel appellierte gestern an den Vorstand des Förderkreises, die Kampagne "ohne Wenn und Aber umgehend als beendet zu betrachten". Das Riesenposter dürfe schon am Mittwoch nicht mehr am Gebäude der DG-Bank am Pariser Platz zu sehen sein, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Ende letzter Woche hatte Rosh noch mitgeteilt, das Plakat solle, wie geplant, bis Mitte August hängen bleiben. Auch aus technischen Gründen könne das 30 mal 15 Meter große Poster nicht früher abgehängt werden. Paul Spiegel sah das offenbar anders und bat nach eigenen Angaben um die sofortige Entfernung des Plakats. Es gebe zwei Gründe für sein Drängen, sagte Spiegel gestern: Viele Opfer des NS-Regimes fühlten sich durch den Slogan verletzt, außerdem werde die Spendenkampagne bereits von Antisemiten instrumentalisiert. Anonyme Absender hätten dem Zentralrat der Juden Postkarten mit dem Spendenaufruf zugeschickt - und den Satz, "den holocaust hat es nie gegeben", mit Bemerkungen wie "das haben wir schon immer gesagt" versehen.

Der einstige Rechtsterrorist Manfred Roeder soll nach Informationen des ZDF-Magazins "Frontal 21" vor dem Plakat am Gebäude der DG-Bank posiert haben. Ende Juli sei Roeder mit mehreren Begleitern am Pariser Platz aufgetaucht. Der Neonazi habe sich vor das Riesenposter mit dem umstrittenen Holocaust-Slogan gestellt und ein Transparent mit der Aufschrift "Wehrmachtsverbrechen auch nicht" entrollt. Einige Tage später habe Roeder in Schwarzenborn (Hessen) vor etwa 30 Anhängern mit seinem Berliner Auftritt geprahlt. Lea Rosh will prüfen lassen, ob der Förderkreis rechtliche Schritte gegen Roeder einleiten kann.

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