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Die starken Mieterhöhungen der letzten Monate stoßen bei den Betroffenen auf Unmut.

© dpa

Horrormieten: Mieterhöhungen in Berlin gehen weiter

Über 100 000 Mieterhöhungen wurden laut Angaben des Berliner Mietervereins (BMV) in den letzten zwei Monaten verschickt. Nun beklagt der Verein unzureichenden Mieterschutz und fordert konkrete Vorgaben für den städtischen Wohnungsbau.

Von Katrin Schulze

Mitte Juni flatterte der Brief des Vermieters ins Haus. Betreff: Zustimmung zur Mieterhöhung. 822,07 Euro sollte ein Pärchen künftig für seine Bleibe aufbringen – 137,01 Euro mehr als bislang. Zu viel, dachten sich die beiden und suchten Hilfe beim Mieterverein. Wie so viele andere auch. 5000 Mieterhöhungen hat der Berliner Mieterverein (BMV) seit Ende Mai, seit Veröffentlichung des Mietspiegels 2011, nach eigenen Angaben überprüft; dreimal mehr als gewöhnlich. „Wir schätzen, dass den Berliner Mietern binnen zwei Monaten insgesamt bereits 100 000 Mieterhöhungen zugestellt wurden“, sagt BMV-Geschäftsführer Reiner Wild.

Seine Mehrarbeit führt der Verein auf die angespannte Lage des Wohnungsmarkts zurück. Und die Reaktionen der Menschen bestätigen ihn in der Annahme, dass gerade in Sachen Mieterschutz einiges falsch läuft in der Stadt. Erst am Wochenende waren ja Tausende gegen steigende Mieten auf die Straße gegangen. Laut Mietspiegel sind die Mieten in den zurückliegenden zwei Jahren um 7,9 Prozent gestiegen. Anders als der Mieterverein kann Immobilienexperte Bernd Leutner die Aufregung um die Wohnkosten nicht ganz nachvollziehen. Die Erhöhungen lägen „im Rahmen“, sagt der Geschäftsführer der Firma „F + B“, die Immobilienunternehmen, Banken und Verbände berät. Überhaupt beschränke sich das Problem auf die Szenestadtteile, eine generelle Wohnungsnot kann Leutner in Berlin nicht feststellen.

Die 5000 vom BMV betreuten Fälle lassen etwas anderes vermuten. 10,5 Prozent mehr Miete gegenüber den bisherigen Mieten wurden dort durchschnittlich gefordert. Zudem seien ein Drittel aller Vermieter an die rechtlich mögliche Grenze gegangen, die eine Mietsteigerung von 20 Prozent in drei Jahren zulässt. Wild verlangt deshalb nun, „die Kappungsgrenze auf 15 Prozent binnen vier Jahren zu senken“. Außerdem fordert der Geschäftsführer des Mietervereins den Senat auf, konkrete Vorgaben an den städtischen Wohnungsbau zu machen. Bisher passiere dies nur vage.

Den Mietern empfiehlt der Mieterverein, Forderungen der Vermieter gründlich zu prüfen. Eventuell könnten die Erhöhungen zurückgewiesen oder gesenkt werden. Auch das Paar, das Mitte Juni zu höheren Zahlungen aufgefordert wurde, zahlt nach der Überprüfung weniger Miete als zunächst verlangt.

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