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Köhler

© dpa

Horst Köhler: Besuch im Regenwald

Bundespräsident Köhler unterwegs im Botanischen Garten in Steglitz-Zehlendorf: Wegen Nässe gerät das Programm ins Rutschen.

Warum spazieren am Dienstagvormittag rund 50 Leute bei strömendem Regen durch den Botanischen Garten, etliche tapfer ohne Schirm? Reden über Klimawandel, die Verpflichtung zum Schutz gefährdeter Pflanzenarten. Oder auch über Fragen, die Schüler stellen, wenn sie durch den Garten wandern. Der ist an diesem Vormittag ausnahmsweise und sicherheitshalber für die Öffentlichkeit gesperrt, und dafür gibt es einen besonderen Anlass: Bundespräsident Horst Köhler und seine Frau Eva Luise sind auf offiziellem Bezirksbesuch in Steglitz-Zehlendorf, begleitet von Bezirksbürgemeister Norbert Kopp (CDU) und großem Anhang. Nicht nur die Köhlers, die sich bereitwillig im Regen und mitunter ohne Schirm für die Fotografen vor Stauden und Büsche stellen, haben sich besseres Wetter gewünscht, aber sie machen Schönwettergesichter. Der Bezirk sei hervorragender Standort für die Forschung, „was gut für uns alle ist“, hat der Bundespräsident kurz zuvor bei der Begrüßung im BotanischenMuseum betont. Er lässt sich vom Leitenden Direktor Werner Greuter erklären, dass der Botanische Garten einer der drei größten der Welt ist, ein „Kleinod“. Er nutzte bewusst das vom Aussterben bedrohte Wort, weil der Garten dem Schutz vorm Aussterben diene, sagt Greuter. Auch FU-Präsident Dieter Lenzen als obere Instanz des Gartens ist dabei, schaut aber immer wieder unruhig auf die Uhr, weil er gleich noch zum Spatenstich-Termin für die neue Tagungsstätte am FU-Gelände muss.

Der Präsident lässt sich interessiert über den Aufbau eines DNA-Netzwerkes von Wildorganismen für die biologische Forschung informieren, über die Institutsdichte des Bezirks, er schaut sich alte Gräser an, oder auch ein Paranussbaum-Blatt, das Alexander von Humboldt um 1800 am Orinoco sammelte. Draußen schüttet es wie im Regenwald.

Köhler erfährt viel über internationale Kontakte, auch mit Bosnien-Herzegowina, wo er gerade war. Und er schaut ehrfürchtig auf ein extra aufgeschlagenen Pflanzenbuch von 1613, das normale Besucher nicht zu Gesicht bekommen. Zum Abschluss erhält er einen symbolischen Schlüssel, um möglichst bald wiederzukommen, was Köhler gern verspricht. Es wird privat sein, als Zehlendorfer hat er es nicht weit.

Die Sonne scheint kräftig, als der Besuch des Bundesinstituts für Risikobewertung an der Thielallee auf dem Programm steht, das im Sinne des Verbraucherschutzes Lebensmittel, Stoffe und Produkte sicherer machen will. Im Gutshaus Steglitz, dem Wrangelschlösschen an der Schlossstraße, gibt’s Mittagessen mit Mitarbeitern des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen – und den vom Bezirk ersehnten Eintrag ins Gästebuch. Dann hätte es noch zum Museumsdorf Düppel gehen sollen – aber dort bereitet man sich vergebens vor. Der große Regen im Botanischen Garten hat die Planung durcheinandergebracht, auch scheint das Dorf ein wenig matschig zu sein. Der Besuch werde nachgeholt, versprechen Bezirk und Bundespräsident.

Bezirksbürgermeister Kopp ist nach der Visite erwartungsgemäß zufrieden. Der Besuch, die Einladung war im Februar, bedeute Ehre und positive Werbung für den Bezirk. Er, Kopp,hätte Köhler aber gern noch mehr zeigen wollen.

Christian van Lessen

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