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Berlin: Horst Tappert: Harry, hol schon mal die Kinder!

Irgendwann, so Mitte der achtziger Jahre, hat sich Thomas Astan die "Sinnfrage" gestellt: Bin ich wirklich auf dem richtigen Weg? Wo liegen meine wahren Fähigkeiten?

Irgendwann, so Mitte der achtziger Jahre, hat sich Thomas Astan die "Sinnfrage" gestellt: Bin ich wirklich auf dem richtigen Weg? Wo liegen meine wahren Fähigkeiten? Der Schauspieler, ursprünglich Germanist und Kunsthistoriker, hatte damals in Salzburg und Wien Schauspiel und Regie gelernt, stand beispielsweise als Liebhaber in "Romeo und Julia" auf der Bühne und hatte sogar den Sprung ins Fernsehgeschäft geschafft. Als Bösewicht schlug er sich in zahlreichen Folgen mit Oberinspektor Derrick herum und ist dadurch bekannt geworden. Auch in einigen "Tatort"-Folgen war er zu sehen, wiederum als Schurke. "Karriere machen", lautete damals seine Losung. "Aber irgendwie hat sich das alles abgenutzt", erzählt der 55-Jährige.

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Auch als Theateregisseur setzte für ihn bald die Routine ein. Und dann immer diese Fragen, die an ihm zehrten: Kann ich das Theater erneuern? Ist das die Erfüllung, die ich gesucht habe? Thomas Astan musste sich eingestehen: Nein, das ist es nicht. Er machte sich auf die Suche nach seiner Bestimmung, nach sich selbst.

Schon in jungen Jahren war er "dem Buddhismus zugetan", nun aber suchte er neuen Halt beim Franziskaner-Orden in Assisi und bei den Jesuiten in Nürnberg. "Ich habe in den Orden jeweils acht Tage gelebt und mir ein Bild gemacht." Als ihm 1989 offeriert wurde, in Rom Theologie zu studieren, konnte er "einfach nicht nein sagen." So tauschte er die wechselnden Kostüme des Bildschirm-Bösewichts gegen den weißen Römerkragen. "Meine Gangster-Rollen waren aber wahrlich nicht der Grund", sagt Astan und lacht.

Nach seinem sechsjährigen Studium in Rom wurde er zum Pater geweiht. Seither arbeitet er für die Salesianer Don Boscos, zunächst in Bonn, jetzt in Berlin. Der Orden kümmert sich in über 120 Ländern um Straßenkinder, versucht, die Ursachen der sozialen Missstände in den Entwicklungsländern zu bekämpfen, durch Bildung und Ausbildungsprogramme für Kinder und Jugendliche (Spendenkonto 3333. Dresdner Bank Dortmund, BLZ 440 800 50).

Vor kurzem hat sich Astan daher an seinen ehemaligen Schauspielkollegen Horst Tappert alias Oberinspektor Stephan Derrick gewendet. Die Salesianer wollten einen Clip über die weltweite Straßenkinderarbeit des Ordens drehen, Kollege Tappert schien der geeignete Mann für den Spot. Schließlich wurden die auch international sehr erfolgreichen "Derrick"-Folgen in 120 Länder verkauft, und "das heißt ja, dass Tappert in vielen, vielen Ländern bekannt ist. Und dann dieses hohe Ansehen! Da habe ich gedacht, vielleicht macht er ja mit", erzählt Pater Thomas. Horst Tappert sagte sofort zu, nachdem ihm Astan einen Film über Straßenkinder in Brasilien vorgeführt hatte. "Selbstverständlich ohne Gage", fügt der Pater hinzu.

Der 77-jährige Tappert, der immerhin schon mal einen Kardinal spielte, hat die Ordensarbeit offenkundig überzeugt: "Seit vielen Jahren arbeiten die Salesianer erfolgreich mit Kindern und Jugendlichen. Dabei setzen sie an den richtigen Punkten an: Sie geben den Kindern ihre Würde wieder und die Möglichkeit, in die Schule zu gehen und einen Beruf zu lernen."

Am Donnerstag soll der Spot in der "Johannes-B.-Kerner-Show" im ZDF gezeigt werden. Danach geht er via Deutsche Welle auch in anderen Ländern über den Äther. Der Spot beginnt mit einer alten "Derrick"-Szene, in der Tappert den "Ganoven" Astan zur Rede stellt. In der Gegenwart trifft man sich wieder, Astan nunmehr geläutert und Pater. Ein kurzes Gespräch entspinnt sich, Horst Tappert erfährt allerhand über Straßenkinder und wie man ihnen hilft. Zuletzt wendet er sich direkt an den Zuschauer, bittet um Spenden: Ende gut, alles gut. Wie einst bei "Derrick".

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