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Hostel Scubepark: Übernachten im Prinzenbad

Das umstrittene Projekt Scubeparks hat in Kreuzberg seinen Betrieb aufgenommen Am ersten Wochenende lief noch nicht alles so, wie es sich Initiatoren und Gäste vorgestellt hatten.

Gegen 19 Uhr am Sonntagabend schließt das Prinzenbad, doch ein Dutzend Leute geht diesmal nicht nach Hause. Die Gäste sitzen unweit von fünf quadratischen Bungalows aus Holz, schauen in die untergehende Sonne und sprechen darüber wie toll es ist, in einem Schwimmbad zu nächtigen. „Es ist ein Refugium, ein Ort der Ruhe mitten in der Stadt“, sagt ein Mann mit grauweißem Haar. Er stellt sich als Künstler vor, lächelt zufrieden. Er hat eine Wohnung ganz in der Nähe, trotzdem schläft er zusammen mit seiner Frau seit Freitag in einem der Wohn-Würfel – so hat das Kreuzberger Hostel Scubepark schon an seinem Premieren-Wochenende Dauergäste. Neben der ungewöhnlichen Architektur der mobilen kleinen Häuser ist es vor allem die Lage im Prinzenbad, die das Projekt einzigartig in Berlin macht.

Tagsüber haben sich die Scube-Bewohner zusammen mit den Badegäste im Pool vergnügt, am Abend leert sich dann langsam das Schwimmbad. Was aber nicht heißt, dass die Hostel-Gäste jetzt alle Schwimmbecken für sich alleine hätten. Denn auch sie müssen sich jetzt auf den hinteren Teil der Wiese zurückziehen, der von einem Zaun begrenzt wird. Ins Wasser dürfen sie erst wieder am nächsten Morgen, wenn vorne an der Prinzenstraße die Tore öffnen.

Immerhin, so eine große Wiese vor der Tür hat auch nicht jedes Hostel zu bieten. Nach neun Uhr wird es dunkel und die notorisch laute Gitschiner Straße auf der anderen Seite des Zauns beruhigt sich. Auch die U1 gleitet nur noch alle zehn Minuten über den Viadukt, es kehrt eine Stille ein, die alle Gäste glauben lässt, dass das quirlige Kreuzberg eine Flugstunde entfernt sein muss. Dies entschädigt sogar für das Dixie-Klo, das als Provisorium herhalten muss und dessen Besuch bei vollständiger Dunkelheit durchaus eine Herausforderung darstellt.

„Der Herr sagt, es werde Licht“, ruft Hostelchef Marius Jast und schaltet eine LED-Lichterkette an, die er gerade aus dem Büro geholt hat, das mehr nach Garage als nach Business aussieht. Der aus Polen stammende Jast ist einer der drei Scubeparks-Macher und hat das Dauergrinsen eines Berufsoptimisten im Gesicht. Jast macht alles mit Schwung; schon hat er einen Tisch und zwei Bänke organisiert, wo sich die Pioniere des Schwimmbadschlafens einfinden. Damit sie auch abseits des Tisches etwas sehen, verteilt Jast Taschenlampen – denn Licht gibt es in den Scubes noch nicht, wie auch die Zukunft des jungen Projektes im Dunkeln liegt. Ursprünglich für 40 Scubes ausgelegt, haben sich die Bezirksverordneten in letzter Sekunde gegen das Projekt ausgesprochen. Das gesamte Projekt steht auf der Kippe.

Tanja Rathmann, die gemeinsam mit dem Hotelfachmann Markus Haas als Geschäftführerin fungiert und Jast als „unseren Visionär“ bezeichnet, ist die Anstrengung der letzten Tage anzusehen, immer wieder nimmt sie ihre Brille ab und fährt sich durch das müde Gesicht. „Der Antrag beim Bauamt läuft noch – so lange hoffen wir weiter“, sagt sie. Die Gäste nicken zustimmend, niemand hier sieht die Scubepark-Macher als böse Gentrifizierer, die aus dem öffentlichen Gut Prinzenbad ein privates Vermögen machen wollen. Als die ersten Buletten vom Grill kommen und die Gäste sich das Bier schmecken lassen, schweifen die Diskussionen immer wieder um die Zukunft der Idee. „Wir erfüllen uns hier einen Lebenstraum“, sagt Jast. Ein Anwohner redet ihm Mut zu und alle sind sich einig, dass die gut sieben Quadratmeter großen Scubes irgendwie niedlich aussehen. Es ist vor allem das skandinavisch anmutende Design der Wohnkästen, das dem Besucher das seltsame Gefühl vermittelt, „einen Urlaub in der eigenen Stadt zu machen“, wie ein junger Mann sagt, der seine Freundin mit der ungewöhnlichen Übernachtung überrascht hat. Ob er vorher wusste, dass es in den Scubes nur Einzelbetten gibt?

Die Nacht wird lang, trotzdem treibt die Sonne am nächsten Tag einige Gäste früh nach draußen, denn es in den Scubes wird es heiß. Jetzt steht ein Sprung ins Becken an, wo sich die Bewohner der Scubewelt zum ersten Mal wieder mit jenen von „draußen“ mischen. „Nur ein paar Meter zum Schwimmbad, so lässt es sich leben“, sagt Scubepark-Gast Sebastian. Er will wiederkommen.

Informationen unter www.scube-parks.de

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