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© Kitty Kleist-Heinrich

Hotel de Rome: Willkommen im Safe

Im noblen Hotel de Rome am Bebelplatz hat man den früheren Banktresor zum Wellnessbereich gemacht. Zum Spa im Untergeschoss haben nicht nur Gäste Zutritt. Aline Gärner arbeitet hier – hinter Stahltüren.

Nein, dies ist kein Gefängnis, aber wahrscheinlich einer der bestabgeschirmten Räume der Stadt. Durch das Gitter der verglasten Luke sieht man ein Stück Himmel. Und manchmal, wenn große Stars im Hotel de Rome absteigen, ist dieser Ausguck der kleine Logenplatz für uns, das Spa-Personal: Da haben wir aus dem UG den besten Blick auf die Prominenz. Was es hier unten noch Besonderes gibt? Die bestgehüteten Handtücher Berlins. Die liegen hinter den vier raumhohen Safetüren entlang dieser Wand, wo früher Gold, Hartgeld und Scheine verstaut wurden.

Diese 25 Quadratmeter waren von 1889 bis 1945 ein Teil des Tresors der alten Dresdner Bank, danach, zu DDR-Zeiten, der der Staatsbank. Die Fensterluke diente als Durchreiche für die Geldsäcke. Dort hielten früher die Kutschen, später die Transporter, und das Personal wuchtete die Geldsäcke hindurch, wenn jemand die zentimeterdicke Stahlabdeckung öffnete.

Als das große Haus zwischen Behrenstraße und Bebelplatz zum Hotel umgebaut wurde, kam man in diesen Raum kaum rein. Hätte man das Geschoss hier freigesprengt, hätte das die Statik des ganzen Gebäudes belastet. Also musste der Tresorraum von innen geöffnet werden. Die beiden durchsägten Gitterstäbe an der Wand erinnern noch daran. Und es gibt noch immer einen ungeöffneten Safe. Für ihn fehlt der vierte Schlüssel, der ist unauffindbar. Wer weiß, welche Werte hinter der Stahltür noch lagern . . .

Ich finde, hier spürt man die dramatische Geschichte des Hauses besonders – vielleicht noch in ein paar Suiten oben, in deren Wänden die Architekten die Einschusslöcher bei der Restaurierung belassen haben. Das heutige Hotel war ja im Zweiten Weltkrieg bombardiert und schwer beschädigt worden.

Nichts bekommt man hier drinnen mit vom Straßenlärm. Meine Kolleginnen und ich machen es den Gästen schön, stellen Teelichtchen auf, leise Entspannungsmusik läuft. Jeder, nicht nur jeder Gast des Hotel de Rome, kann sich hier verwöhnen lassen. Der Raum eignet sich für Kosmetikbehandlungen oder aber für romantische Candlelight-Dinner. Neulich hatten wir ein Berliner Ehepaar hier, das seinen 30. Hochzeitstag gefeiert hat. Die Dame bekam von ihrem Mann 30 rote Rosen, ein Dinner und eine schöne Kosmetikbehandlung. Sie war ganz überrascht, was ihr Mann so drauf hat. Viele machen Heiratsanträge hier unten. Das finde ich immer besonders niedlich. Ich glaube, Männer fasziniert dieser Tresorraum am meisten. Der kann ja auch toll aussehen! Nein, die Tresortür dort vorne kann man nicht schließen. Die ist so schwer, die bewegt keiner. Kann also nichts passieren.

In unserem Spa existiert noch ein zweiter ehemaliger Tresorraum, noch ein stiller Ort: Hier den langen Flur entlang, an der Rezeption unseres Spa vorbei und durch diese Tür: der frühere Diamantensafe, heute der Pool des Wellnessbereichs. Die dunklen Fliesen an den Wänden ahmen die Struktur der früheren Schließfächer nach. Und die runden Spiegel in ihrer Messingfassung überm 20 Meter langen Pool reflektieren das Wasser und erzeugen an den Wänden mit den Perlmutt-Mosaiksteinchen ein Glitzern – na ja, eben wie Diamanten. Der Pool ist übrigens nur 1,38 Meter tief, damit dieser Raum ohne Bademeister auskommt. Das Wasser ist auf 27 bis 28 Grad temperiert. Die Spiegel überm Becken mögen übrigens gerade Rückenschwimmer gern. Der Eigentümer der Hotel-de- Rome-Kette, Sir Rocco Forte, ist Rückenschwimmer. Er kommt ab und zu her und entspannt sich hier mit seiner Frau.

Merken Sie das: Die Luft ist nicht stickig oder zu feucht. Alles klimatisiert. Der Raum hat auch, wenn man hier arbeitet, immer etwas Frisches, Klares, selbst, wenn man nur kurz durchrennt, um nasse Handtücher rauszutragen.

Wir machen übrigens auch tolle Poolmasken, also Feuchtigkeitsmasken. Und wir servieren den Gästen Ingwertee, frisch gepressten Orangensaft, Wasser und Obst. Unter der Woche kommen häufig auch Berufstätige, die sich ein bisschen entspannen wollen, in die Trockensauna oder ins Dampfbad gehen. Manche benutzen den Fitnessraum oder buchen eine Shiatsu- oder Aromamassage. Meine Kolleginnen und ich versuchen, die entspannende Atmosphäre hier aufzunehmen und zu vermitteln. Wir dürfen keine Hektik ausstrahlen. Man muss ausgeglichen und freundlich sein, egal, wie es einem persönlich geht.

Täglich sehe ich neue Gesichter. Manchmal würde ich mich freuen, noch mehr Stammgäste zu haben. Am meisten überraschen mich die Prominenten: Sie sind tatsächlich fast alle kleiner, als man denkt. Ich hatte eine Führung mit Tina Turner: Sie spricht Deutsch! Und Kylie Minogue ist noch viel zierlicher als ich. Ich mag meinen Arbeitsplatz sehr. Seit zweieinhalb Jahren bin ich hier; für die Hotellerie ist das schon lange. Die meisten bleiben ein Jahr und gehen dann, um Erfahrungen zu sammeln. Aber diesen skurrilen Tresor würde ich vermissen. Aufgezeichnet von Susanne Leimstoll

Spa im Hotel de Rome, Behrenstr. 37, Mitte. Geöffnet tgl. 6.30 bis 22 Uhr. Tel. 4 60 60-9 11 60.

 Susanne Leimstoll

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