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Humboldt-Forum: Ramsauer gräbt fränkische Wurzeln des Schlosses aus

Der Bundesbauminister, Staatsminister Bernd Neumann und der Regierende Bürgermeister Wowereit feiern den Start des Großprojekts Humboldt-Forum. Bis zur Eröffnung dauert es allerdings noch Jahre.

Graue Wolken hängen über dem Schlossplatz. Schwarze Limousinen fahren durch die Pfützen zum Baufeld. Eine Ramme mit langem, gelbem Hubarm hat einen gewaltigen Bohrkopf auf dem Boden angesetzt. An ihr vorbei waten Honoratioren in blank polierten Business-Schuhen durch den Matsch. Bauminister Peter Ramsauer (CSU), Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) stellen sich unter dem weißen Plakat auf. Darauf steht in großen Lettern: „Jetzt geht’s los“. Berlin bekommt nun wirklich sein Schloss zurück.

Zehn Jahre liegt der Bundestagsbeschluss zurück, nun beginnen die Arbeiten für ein Projekt „von großartiger patriotischer Bedeutung für unser Land“, wie Ramsauer sagte. Ob es nun das „größte kulturelle Bauprojekt des Bundes“ ist, wie Ramsauer ausführte oder sogar das „größte (deutsche) Kulturprojekt in diesem Jahrhundert“, wie dessen Duzfreund Naumann meint – zu einer „nationalen Aufgabe“, so Wowereit, sei das Humboldt-Forum, das der Begegnung der Weltkulturen gewidmet ist, auf jeden Fall geworden. Humboldt-Universität, Zentral- und Landesbibliothek sowie Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz werden die Räume nutzen. 590 Millionen Euro soll die Rekonstruktion des Schlüterbaus kosten. Der Grundstein wird im Mai nächsten Jahres gelegt, der offizielle Baubeginn folgt 2014. Im Jahr 2019 soll das Schloss eröffnet werden. Auch wenn Ramsauer mit Blick auf den verspäteten Bau des Flughafens BER augenzwinkernd davor warnte, sich „auf einen Fertigstellungstermin festzulegen“.

Das künftige Stadtschloss in Bildern

Doch der aus Bayern stammende Bundesbauminister sieht hier auch eigenes Landesinteresse berührt. Denn das Berliner Schloss hat „bayerische Wurzeln“, versicherte Ramsauer. Er hat es auf den Tag genau ermitteln lassen: Am 31. Juli 1442 habe der Sohn eines „Kurfürsten aus Franken“, Friedrich II. – genannt: „Eisenzahn“ – „den ersten Grundstein gelegt für etwas, das das Stadtschloss wurde“, sagte der CSU-Politiker. Dann sei da noch Elisabeth von Bayern gewesen. Die ehelichte den preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm. Dass später Preußen beim Bau eines Schlosses in Bayern aushalf, bezeichnete Ramsauer als Beispiel für einen frühen „Länderfinanzausgleich“.

Großprojekte schweißen eben zusammen. Der „engste Schulterschluss“ zwischen Kanzleramt und Bauministerium war vor zwei Jahren auch notwendig, um zu verhindern, dass das Schloss auf der Sparklausur des Bundes dem Rotstift zum Opfer fiel. Beim Namen nannte Ramsauer nicht, „wer da alles an mir herumzerrte“. Dass höchste Not herrschte, betonte auch Wowereit. Doch nun ist es „endgültig“ und „definitiv ernst gemeint“, so Ramsauer.

Neumann betonte, dass es bei dem Projekt nicht nur um „die klassische Hülle“ gehe. Projektleiter Martin Heller sei damit beauftragt, ein Konzept für die „Bespielung des Hauses“ zu entwickeln. Es gehe darum, eine „Stätte der Begegnung“ zu schaffen, die ein „Prestigegewinn“ für das ganze Land werde. Und an seinen Freund Ramsauer adressiert, sagte er: „Ohne dich und dein uneingeschränktes Bekenntnis für dieses Projekt“ hätte der Haushaltsausschuss des Bundestages das Projekt wohl nicht bewilligt.

Das Schloss ist nicht die einzige „Lücke, die wieder geschlossen wird in Mitte“, wie Wowereit sagte. Unmittelbar gegenüber ist der Wettbewerb für die Bebauung des Grundstücks am Schinkelplatz entschieden. Das Bürogebäude soll nach Plänen von Volker Staab aus Berlin, die Wohnhäuser nach Entwürfen von Bruno Fioretti Marquez gebaut werden. Doch an den Entwürfen, die in der Berliner Bauakademie am Schinkelplatz zu besichtigen sind, scheiden sich die Geister: Mit Lochfassaden und einem rationalistisches Fensterraster nehmen sie Anleihen an Neubauten, die in der Stimmann-Ära in der Friedrichstadt entstanden. Die Architekten beschreiben ihren Entwurf selbst so: Die in dem historischen Stadtkern verbreiteten „klassischen ornamentalen Elemente der Gründerzeitfassaden werden auf ein reines Schattenspiel reduziert, welches die Gesetzmäßigkeit des Materials Putz widerspiegelt.“

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