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Strandnahe Lage.

© Simulation: Promo

Humboldthafen: Der Hauptbahnhof erhält einen interessanten Nachbarn

Es geht auch kreativ: Am Humboldthafen entsteht ein Bürohaus, das die architektonische Wüste bereichert.

Das Umfeld des Hauptbahnhofs gilt als städtebauliche Wüste, deren Ödnis durch den verunglückten Neubau des Meininger-Hotels noch verstärkt wird. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher gibt das zu, hofft aber, dass weitere Neubauten die Wunden heilen. Am Humboldthafen, östlich von Meinhard von Gerkans Bahnhof, zum Beispiel: Am Mittwoch stellte Lüscher mit dem niederländischen Investor OVG die Pläne für ein 30 000 Quadratmeter großes Bürohaus mit acht Etagen vor. Das entsteht unmittelbar am Hafen, der um 1860 nach Plänen von Berlins Großbaumeister Karl Friedrich Schinkel und Peter Joseph Lenné angelegt worden war.

Die gute Nachricht ist: Anders als beim Meininger-Hotel verhinderte die Senatsbaudirektorin hier einen Alleingang des Investors. Lüscher überzeugte die OVG, einen Wettbewerb auszuloben, zu dem sieben Architekten eingeladen wurden, fünf davon legten Entwürfe vor. „Von Holland sind wir das nicht gewohnt“, sagte OVG-Chef Conrad van Oostrom, der nun aber geläutert ist: Das Ergebnis sei besser als das, was man selbst entwickelt hatte.

Herausgekommen ist ein auf den ersten Blick unspektakuläres Gebäude aus Stahlbeton und Glas mit stilistischen Anleihen aus der Nachkriegsmoderne. Immerhin entsteht kein Block mit dunklen Innenhöfen, sondern ein mäandernder S-förmiger Hochbau. Verschieden breite und geneigte Streben zwischen den Fenstern sollen verhindern, dass die Fassade zu monoton wird. Die eigentliche Stärke aber liegt in der großzügigen Öffnung des Hauses auf das Hafenbecken und in den bis zu 17 Meter breiten öffentlichen Durchgängen zu den angrenzenden Straßen am Spree- und Hafenufer.

Auf öffentliche Nutzungen dringt Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) in Mitte schon lange, damit keine öde Bürostadt entsteht. Die Gefahr besteht am südlichen Hafenbecken schon, weil der Senat dort nicht die übliche Quote von Wohnungen auf einem Drittel der Fläche durchgesetzt hat. Auch das ist eine Folge architektonischen Raubbaus, der Bahn in diesem Fall. Weil der Konzern das Glasdach über dem Bahnhof verkürzte, würde man in der Einfahrtschneise der Züge wohnen. Das ist kaum zumutbar.

Attraktiv wirken die geplanten zweigeschossigen Arkaden am Hafenbecken, wo die Besucher von Café- und Restaurantterrassen ins Wasser blinzeln können. Darüber liegt eine „Mezzanin-Ebene“, die ebenfalls den ganzen Block umspannt und von der aus man in die oberen Büroetagen gelangt. Das erinnert an Paul Schwebes und Hans Schoszbergers Bikini-Haus am Breitscheidplatz. Konferenzräume sollen hier entstehen.

OVG-Chef Oostrom will im kommenden Jahr mit dem Bauen beginnen, sofern die Hälfte der Flächen vermietet ist. Im Jahr 2014 könnten die ersten Firmen einziehen. Er führe bereits Gespräche mit Interessenten, darunter sei auch das Gesundheitsministerium.Ralf Schönball

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