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Berlin: Hunde verboten: Anwohner erobern Traveplatz zurück

Neu gestalteter Platz in Friedrichshain eröffnet Jahrelang hatten nur Vierbeiner die Fläche bevölkert

Gestern war der Traveplatz schon wieder fest in der Hand der Kinder. Kein Gebell übertönte den Gesang des Nachwuchses aus der Kita Müggelstraße, als der Baustadtrat des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), kam, um den ersten hundefreien Platz in Friedrichshain nach knapp einem Jahr Bauzeit zu eröffnen. Neben Schildern, die auf das Hundeverbot hinweisen, wurden seitdem auch neue Spielgeräte aufgestellt, um den Platz für Familien attraktiv zu machen. Der Brunnen in der Platzmitte ist instand gesetzt. „Ich hoffe, dass die Umgestaltung des Traveplatzes lange, lange hält“, sagte Schulz. Dafür sollen häufige Streifen des Ordnungsamts sorgen, bis sich das Verbot durchgesetzt hat.

„Wir hatten schon einige Probleme, weil neue Verbotsschilder wieder heruntergerissen wurden“, berichtet die Leiterin des Ordnungsamts, Marlies Meunier. Und ihre Mitarbeiterin Jacqueline Schulze, die auf Kiezstreife unterwegs ist und den Hundehaltern auf dem Platz 25 Euro Strafe aufdrücken muss, ergänzt: „Es gibt sehr oft Widerstand, die Leute rennen weg.“

Catrin Watermann von der Bürgerinitiative „Trave für alle“, die sich für das Verbot eingesetzt hat, sagt, die Verantwortung liege bei den Anwohnern: „Wir müssen jetzt auf die Hundebesitzer zugehen.“ Ihr selbst falle das nicht leicht, „weil da halt auch viele Suffkis mit ihren Kampfhunden sitzen“. Zurzeit präge „gespanntes Abwarten“ die Atmosphäre auf dem Platz. Abseits der Eröffnungsfeier setzten sich einige Hundebesitzer weiter auf die Bänke, ließen ihre Hunde aber nicht frei laufen. Immerhin gebe es einige Hundebesitzer, die den neuen Auslaufplatz an der Gürtelstraße, fünf Gehminuten entfernt, zu einem Hundespielplatz herrichten wollen.

Karla Chedor gehört zu ihnen. Sie findet das Verbot gut. Sie selbst sei mit ihrem Schäferhund Bobby ohnehin nie auf den Traveplatz gegangen. „Die Penner sind da gleich morgens Gassi gegangen, das war schlimm.“ Doch der neue Platz tauge auch noch nicht als Alternative. Im Schotter auf dem ehemaligen Fabrikgrundstück liegen überall Eisenteile und Glasscherben, die Hunde können über den Zaun auf die Straße springen. Deshalb hat Chedor sich mit anderen Hundehaltern zusammengetan und eine lange Wunschliste geschrieben. Franz Schulz will nicht alle Wünsche erfüllen. „Da muss man auch mal einen Punkt machen. Es gibt kein Grundrecht, Hunde zu halten. Aber Kinder sind lebensnotwendig.“

Schulz sagt, durch den Zuzug junger Familien wandele sich die Stimmung in dem Viertel zwischen Ostkreuz und Frankfurter Allee. Auch an anderen Plätzen, die bisher fest in der Hand der zahlreichen Hundebesitzer waren, sei inzwischen die Mehrheit für ein Verbot, falls es Ersatzplätze gebe. Als nächstes soll das Verbot am Boxhagener Platz durchgesetzt werden, später am Forckenbeckplatz.

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