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Berlin: Hunde, wollt ihr ewig reden?

Ein einfaches Feldbett genügte der Majestät, das stand in der Nähe des Kamins. Sehr lange lag er morgens sowieso nicht darin, und im Laufe der Jahre stand er sogar immer früher auf, zuletzt so gegen vier.

Ein einfaches Feldbett genügte der Majestät, das stand in der Nähe des Kamins. Sehr lange lag er morgens sowieso nicht darin, und im Laufe der Jahre stand er sogar immer früher auf, zuletzt so gegen vier. Meistens musste er nicht geweckt werden, für den Notfall hatte er seinen Dienern eine besonders rabiate Methode befohlen: ein nasser Waschlappen aufs Gesicht.

Manchem kleinen Langschläfer wird es bei dieser Vorstellung grauen, besonders wenn er Morgen für Morgen mit seinen Eltern einen erbitterten Kampf dagegen führt, sich nur die Ohren waschen zu lassen. Auch die Eigenschaft des Alten Fritz, die französische Sprache besser beherrscht zu haben als die deutsche, muss jungen Geschichtsforschern sehr merkwürdig vorkommen. An unterhaltsamen Episoden hat es in dem neuen Band über Sanssouci wahrlich keinen Mangel. Es gilt ja auch eine Leserschicht zu fesseln, die längst hingeschiedenen Königen und ihren Schlössern in der Regel nicht allzu großes Interesse entgegenbringt.

Der von Cornelia Vossen vorgelegte, in der verdienstvollen Nicolai-Reihe „Museum für Kinder“ veröffentlichte Band tut das in vorbildlicher Form. Der Aufbau ist durchaus klassisch, Raum für Raum wird Friedrichs Sommersitz und dann der Park durchwandert, das kunsthistorisch Bedeutsame erläutert, mit Biografischem verknüpft, anekdotisch angereichert. Kindgerecht, ohne verniedlicht zu sein, wenngleich erwachsene Leser, die sich beim zufälligen Blättern selbst festlesen, darüber genervt sein könnten, dass die Autorin immer wieder auch die Hunde des Königs zu Wort kommen lässt. Das soll wohl kindgerecht sein.

Das Buch ist ebenso anspruchsvoll wie verständlich geschrieben, gibt immer wieder munter erzählte Erläuterungen zur Kunstgeschichte. Die wichtigsten Begriffe und Gebäude sind ganz ohne oberlehrerhafte Attitüde zum Schluss noch einmal in einem Lexikon zusammengefasst.

Es gibt Karten, auch sind die farbenprächtigen Fotografien mit Zeichnungen aufgelockert. Ein hübsches Präsent für angehende Bildungsbürger, allerdings überrascht angesichts der Zielgruppe, dass bei der kursorischen Vorstellung der nachfriederizianischen Bauten ausgerechnet die aus dem Wilhelminismus stammende Prinzenspielburg ausgespart wurde. Andreas Conrad

Cornelia Vossen: Sanssouci. Ein Schloss, ein Park, ein König und seine Hunde. Nicolai-Verlag Berlin. 87 Seiten, 12,90 Euro

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