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Berlin: Hundebetreuung: Gassi gehen im Grunewald wird tierisch teuer

Bisher war Gassigehen im Grunewald kostenlos. Das soll sich nun ändern.

Bisher war Gassigehen im Grunewald kostenlos. Das soll sich nun ändern. Professionelle Hundebetreuer, die ein Rudel Hunde bei sich führen, werden zur Kasse gebeten - und zwar "mit einem vierstelligen Betrag im Jahr", sagte Elmar Kilz vom Forstamt Grunewald dem Tagesspiegel. Kilz hat jetzt diese Bestimmung für sein Revier verfügt: "Der Wald ist kein rechtsfreier Raum, wer dort ein Gewerbe betreibt, muss zahlen."

Professionelle Hundeausführer, ausgestattet mit großen Transportern und einem ganzen Satz Hundeleinen und -leckerlis, gehören zu einer Branche, die in den vergangenen Jahren einen Boom erlebt hat. "Anfangs war es einer, jetzt sind es über 15, die solche Dienste anbieten", sagt Elmar Kilz. Das geht ihm als Halter eines großen Airdale-Terriers schon persönlich gegen den Strich: "Wer einen Hund hat, muss sich selbst um ihn kümmern", findet Kilz. Aber noch mehr ärgert ihn die kostenlose gewerbliche Nutzung des Landeseigentums Wald. "Es darf ja auch keiner Würstchen hier verkaufen, ohne dafür zu zahlen", erklärt der Förster. Man habe sogar mal einen illegalen Eiswagen beschlagnahmt.

In einem Schreiben an alle Hundebetreuungsunternehmen verweist der Förster auf Paragraf 20 des seit 1979 geltenden Landeswaldgesetzes. "Wer ein Gewerbe im Wald ausübt entgegen der erforderlichen Genehmigung, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit bis zu 100 000 Mark Bußgeld geahndet werden kann", erklärt Kilz. Die Firmen, meist Ein-Mann-Unternehmen, sind aufgefordert, binnen vier Wochen beim Forstamt einen Antrag zu stellen. Wie teuer die Nutzung des Grunewalds genau wird, steht noch nicht fest, "mit Sicherheit" jedoch über 1000 Mark im Jahr. Wer keine Genehmigung hat, dem drohen Platzverweis und Bußgeld.

"Mich ärgert die Sache", meint Lars Thiemann von der Firma "Lucky Dog". Seit drei Jahren führt er Pudel, Terrier und Schäferhunde fremder Leute aus, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. "Ich hatte immer guten Kontakt mit den Förstern", sagt der 32-jährige Unternehmer, "wir haben unsere Hunde ja auch wesentlich besser im Griff als die meisten Hundehalter." Warum er nun plötzlich dafür bezahlen soll, in den Wald zu gehen, ist ihm unbegreiflich: "Die sollten uns eher unterstützen", findet Thiemann. Schließlich seien die Hunde nach drei Stunden Waldlauf zufrieden und machten niemandem Ärger. Thiemann will sich gegen das geplante Entgelt zur tierischen Nutzung des Grunewalds wehren. Sein Anwalt, Thomas Gerstel, hält es für "sehr zweifelhaft", ob die Pläne des Oberförsters Bestand haben: "Die Frage ist, ob es sich bei Hundeausführern überhaupt um ein Gewerbe im Sinne des Landeswaldgesetzes handelt." Unterdessen wird es im größten Hundeauslaufgebiet Berlins immer enger. Einige Spaziergänger fühlen sich von den freilaufenden, bellenden Tieren gestört. Über 100 000 Hunde gibt es in der Stadt, Tendenz steigend, zudem fahren viele aus dem durchweg leinenpflichtigen Brandenburger Umland zum Gassigehen in den Grunewald.

"Die Zahl der Hunde hat stark zugenommen", sagt Kilz. Wenn es nach ihm und den anderen Revierförstern geht, soll das 1000 Hektar große Auslaufgebiet verkleinert und von den Seen weg verlagert werden; diesem Plan muss der Senat noch zustimmen. Östlich der Koenigsallee und der Onkel-Tom-Straße, so heißt es in dem Schreiben an die Hundeausführer, werde keine Genehmigung erteilt - Sperrgebiet für Hundebetreuer. Dort dürften nur noch "private" Hunde laufen, und das nur an der Leine.

Katharina Körting

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