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© Kai-Uwe Heinrich

Ich-AG: "Der Erfolg macht Spaß“

Die Ich-AG war Teil der Agenda 2010, die am 14. März 2003 verkündet wurde. Was fünf Jahre danach aus vier Berliner Existenzgründern geworden ist.

Am 14. März 2003 hielt der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder seine Agenda-Rede und rief Arbeitslose zur Gründung von Ich-AGs auf. Im März 2004 besuchte der Tagesspiegel vier Berliner Gründer. Jetzt haben wir gefragt, was aus ihnen geworden ist.

FRANK WOJCIECHOWSKI

Letztes Jahr stand das Geschäft auf der Kippe: 80 Kunden waren beinahe gleichzeitig abgesprungen. Ein harter Schlag, der aber gut verkraftet ist. Heute sind es knapp 300 Menschen, die bei Frank Wojciechowski ihre Elektrogeräte versichert haben. Im Sommer 2003 hatte er damit begonnen, Schutzbriefe für Waschmaschinen oder Staubsauger anzubieten. Der Versicherungsschutz für vier Geräte kostet monatlich 14,50 Euro. Geht etwas kaputt, sorgt „Top-Garantie“ für die Reparatur. Fällt innerhalb von zwei Jahren kein Schaden an, erhält der Kunde zehn Monatsbeiträge zurück.

Mehr als zehn Jahre hat Wojciechowski bei einer Versicherung gearbeitet. Von daher hat er auch seinen Kundenstamm aufgebaut. Für sein Konzept gibt es aber kein Vorbild – die Idee war vollkommen neu. Und erfolgreich: In ganz Deutschland bietet er den Service an, bundesweit hat er auch ein Netzwerk an Reparaturbetrieben aufgebaut, die er bei Bedarf beauftragt. „So groß wie Quelle“ will er einmal werden. Deshalb muss es jetzt auch mit der Neukundenakquise schnell vorangehen: Callcenter sollen dabei helfen. brr

MERIT SCHAMBACH

„Der Erfolg macht Spaß“, sagt Merit Schambach, Gründerin des Senfsalons in der Hagelberger Straße in Kreuzberg. Ihre Geschäftsidee ging auf: Seit Mai 2003 produziert die gelernte Fotografin und Hobbyköchin Senfe.

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Merit Schambach -

© Uwe Steinert

Ingwer, Cassis, Mohn oder Chili – Merit Schambach kreiert laufend neue Geschmacksrichtungen. Sie verkauft nicht nur „ab Werk“, sondern beliefert auch Feinkost- und Supermärkte, Firmen und Restaurants in ganz Deutschland. Zuletzt hat sie die Weihnachtspräsente eines Kaffeeherstellers gefertigt. Senf mit Mokka wünschte sich der Kunde. Daraus ist arabischer Senf geworden, mittlerweile fester Bestandteil des Sortiments. Mehr als 30 Sorten in kleinen sechseckigen Gläschen stehen auf der Ladentheke, außerdem gibt es Chutneys, Fruchtaufstriche und Sirupe. So viele, dass Merit Schambach ein größeres Lokal für Geschäft und Produktionsstätte sucht. 400 bis 500 Quadratmeter sollten es sein, dazu mehrere Hektar Anbaufläche für frische Kräuter. „Das ist eine Marktlücke in Berlin“, sagt Merit Schambach. So wie damals der Senf.cko

JOACHIM WITTSACK

Zu Beginn, das war 2003, hatte Joachim Wittsack die Hoffnung, von seinem Kartenbüro leben zu können. Der Architekt fand keine feste Stelle und machte sein Hobby zur Ich-AG: Er gestaltete und fertigte individuelle Grußkarten. Das Geschäft lief – aber mehr auch nicht. „Nach zwei Jahren war mir klar, dass das keine Haupteinnahmequelle ist“, sagt Wittsack heute. Seinen erlernten Beruf hat er nie aufgegeben. Wittsack arbeitete immer als freier Architekt weiter. Irgendwann bekam er wieder mehr Jobs, mittlerweile arbeitet er fast Vollzeit. Sein Kartenbüro hat er deshalb Ende vergangenen Jahres aufgegeben. Ohne die staatliche Förderung hätte er allerdings gar nicht erst angefangen: „Dann wäre mir das Wagnis wahrscheinlich zu groß gewesen.“ cko

SUSANN GÜNGÖR

Nach Misserfolg sieht die Wohnung der Feng- Shui-Beraterin Susann Güngör mit Sicherheit nicht aus. Seit kurzem wohnt sie in einer der Luxuswohnungen im früheren Kammergericht am Witzlebenplatz. Hier arbeitet sie auch, entwirft Wohnkonzepte für Menschen, die „etwas ändern“ wollen. Sie spürt Störquellen auf und gestaltet die Räume so, dass sie Energie freisetzen. Unterschwellig. Mit „Glauben“ habe das nichts zu tun, sondern mit Naturgesetzen, sagt sie. Vor knapp fünf Jahren hat die 43-Jährige eine Ich-AG gegründet – aus Überzeugung. Sie hatte an sich selbst erlebt, wie Feng Shui eine innere Entwicklung anstoßen kann.

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Susann Güngör -

© Kai-Uwe Heinrich

Schlecht lief es eigentlich nie. Zu ihr kommen die unterschiedlichsten Kunden. Studenten waren dabei, aber auch Unternehmen wenden sich an sie. Nach einem ausführlichen Gespräch erstellt sie anhand eines Grundrisses der Wohnung ein Konzept, das sie dann bei einer Besichtigung vorstellt und begründet. Die Umsetzung macht der Kunde dann selbst. Ihr Erfolgsrezept: „Sich selbst vertrauen, das ist wohl am wichtigsten.“ brr

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