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Berlin: Ich bau dir ein Schloss - so wie im Märchen (Glosse)

Seit die Bonner zu Neu-Berlinern geworden sind, betrachten auch wir unsere Stadt gelegentlich mit den Augen des Besuchers. Dazu gibt es zahlreiche Stadtführungen, deren Neueste ganz besonders im Trend liegt: Sie lehrt uns "grauenvolle Geschichten".

Seit die Bonner zu Neu-Berlinern geworden sind, betrachten auch wir unsere Stadt gelegentlich mit den Augen des Besuchers. Dazu gibt es zahlreiche Stadtführungen, deren Neueste ganz besonders im Trend liegt: Sie lehrt uns "grauenvolle Geschichten". Über Gespenster und schaurige Morde sollen wir erfahren, eine Rundfahrt "Pest, Blut, Knochen und der Untergang Berlins" wird angeboten, wir lernen tanzende Gerippe, kopflose Reiter und wandelnde Untote kennen, dazu die Weiße Frau im Stadtschloss.

Apropos Stadtschloss und wandelnde Untote: Die FDP verkündete ebenfalls gestern, das Schloss müsse wieder aufgebaut werden. Privat finanziert, am besten mit Spenden. Davon versteht die CDU ja ein bisschen was, und Eberhard Diepgen hat sich in dieser Angelegenheit bereits mit Gerhard Schröder getroffen, wobei die zentrale Aussage von Schröder gewesen sein soll, die Qualität der ihm bei diesem Treffen angebotenen Kekse entspreche offenbar der finanziellen Situation des Landes Berlin. Ob es zu einem Schloss reicht, wo Schmalhans Küchenmeister ist?

Kein Spukschloss für den Kanzler also. Aber ein anderer Schlossherr böte sich an: Ernst August, der Prügelprinz, der, wie Schröder, aus Hannover kommt und derzeit aktuellen Meldungen zufolge sowieso nicht standesgemäß untergebracht ist. Zumindest nicht störungsfrei von Nachbarn. Die Grusel-Stadtbilderklärer bieten übrigens auch eine Tour um spukende Tempelritter und magische Blutflecken an, die eine Mordtat anzeigen. Uns und unseren Bonner Zuzüglern werden die Sehenswürdigkeiten bestimmt nicht ausgehen.

Eva Schweitzer

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