zum Hauptinhalt

Ich bin ein BERLINER (1): "Ein Papagei hat mich hergelockt"

"Hier muss ich bleiben", dachte sich Ulrike Strempel, als sie den Papagei sah. Heute ist die Touristenberaterin aus Prenzlauer Berg glückliche Berlinerin. Im Video spricht sie über Wossis, Tom Cruise und Hinterhof-Clubs. "Ich bin ein Berliner" - die Video-Serie zur berühmten Berlin-Rede von US-Präsident John F. Kennedy.

Warum ich Berlinerin bin? Eine Frau mit einem Papagei auf der Schulter ist schuld daran. Es war 1991 – ich kam gerade nach dem Abitur hierher, um beim Radio zu arbeiten – und diese Frau lief auf der Straße an mir vorbei, ich sah sie, und ich sah den Papagei und dachte bloß: „Cool! Das ist meine Stadt, hier muss ich bleiben.“ Berlin zieht eben Menschen an, die nicht so konventionell sind. Das passt zu mir.

Ursprünglich komme ich aus Bonn, meine Familie hatte Verwandte im Osten, deswegen war ich auch schon als Kind mal in Berlin. Mein Vater hat damals ein paar Leuten geholfen, rüber in den Westen zu kommen, das ist meine Erinnerung an den Kalten Krieg. Den Mauerfall habe ich dann im Fernsehen gesehen, die vielen tanzenden Menschen … ich konnte es kaum glauben.

1991 wurde Berlin dann meine Stadt. Die Verbindung zum Osten ist geblieben, auch wenn meine Verwandten dort leider schon gestorben sind. Mein Mann kommt aus Ostdeutschland, wir haben einen Sohn, sie ist ein richtiger Wossi (lacht). Und ich wohne in Prenzlauer Berg. In all den Jahren bin ich sehr oft umgezogen, habe auch mal in Mitte gewohnt, das damals so anders war: grau, wild, es gab Underground-Clubs auf Hinterhöfen, improvisierte Parties, keine Touristen.

Ulrike Strempel aus Prenzlauer Berg: "Es war grau, wild, Underground"
Ulrike Strempel aus Prenzlauer Berg: "Es war grau, wild, Underground"

© Jana Demnitz

Ein Interview aus meiner Zeit als Journalistin ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Ich traf einmal Tom Cruise, und während des Gesprächs bat er mich plötzlich, ihm ein bisschen Deutsch beizubringen. Da fiel mir der Satz von Kennedy ein: „Ish bin ein Bearleener.“ Cruise sprach mir nach, er konnte das ganz gut. Ob er den Satz heute noch weiß? Keine Ahnung.

Inzwischen arbeite ich in einem Touristenbüro. Den Touristen zeige ich meine Stadt, die so anders ist als früher, aber immer noch aufregend.

Vor 50 Jahren hielt John F. Kennedy seine berühmte Berliner Rede. Hier erzählen 100 Berliner, was ihnen diese Worte bedeuten. Siemens unterstützt das Tagesspiegel-Projekt „Ich bin ein Berliner“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false